Tragödie in Schaffhauser Tierheim

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Tiere ertrunkenTragödie in Schaffhauser Tierheim

In einem Schaffhauser Tierheim sind in der Nacht auf Freitag zahlreiche Hunde, Katzen und Nager ertrunken. Zwei Mitarbeiter wurden in letzter Minute gerettet.

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Im Schaffhauser Tierheim Buchbrunnen kam es gestern zu einem Drama. «Eine 1.90 Meter hohe Schlammlawine flutete das Tierheim am frühen Abend vollständig», sagt Dolf Burki, Tierarzt und Präsident des kantonalen Tierschutzverbandes.

Die Bilanz der Tragödie ist erschütternd. Zahlreiche Tiere ertranken kläglich, darunter neun Hunde und 11 Katzen sowie 20 Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen. «Der Schock sitzt tief. Die Schlammlawine hat die gesamte Infrastruktur zerstört», sagt Burki.

Die Feuerwehr habe inzwischen das gesamte Wasser abgepumpt. Der Tierarzt ist sich sicher: «Das wahre Ausmass der Tragödie wird aber erst dann richtig deutlich, wenn alle Kadaver geborgen worden sind.»

Rettung in letzter Minute für zwei Mitarbeiter

Glück im Unglück hatten dabei zwei Mitarbeiter des Tierheims. Sie wurden von den Wassermassen überrascht. Diese kamen derart schnell, dass die beiden im Parterre des Tierheims eingeschlossen blieben, wie die Feuerwehr gegenüber dem SRF Regionaljournal bestätigte.

«Sie wären fast ertrunken. Das Wasser stand ihnen bis zum Hals», weiss auch Tierarzt Burki. Feuerwehrleute befreiten die beiden in letzter Minute. Sie werden gemäss Burki inzwischen im Kantonsspital Schaffhausen wegen Sauerstoffmangel und Unterkühlung behandelt und erlitten nur leichte Verletzungen.

«So etwas noch nie gesehen»

Auch der mit 40 Dienstjahren äusserst erfahrene Feuerwehrkommandant der Feuerwehr Stadt Schaffhausen (FWSH), Herbert Distel, ist vom Ausmass der Überschwemmungen überrascht. «So etwas habe ich noch nie gesehen», sagt er.

Zahlreiche Bäche in der Region Schaffhausen traten wegen der starken Niederschläge über die Ufer. «Die Wassermassen lösten Murgänge und Schlammlawinen fast flächendeckend auf dem gesamten Kantonsgebiet aus», wie die Feuerpolizei des Kantons Schaffhausen am Freitagmorgen in einem Communiqué mitteilte.

Die Stadt Schaffhausen sei vom Unwetter am meisten betroffen gewesen. Der Durach-Bach habe gar gedroht, die Altstadt zu überfluten, wie die örtliche Feuerpolizei weiter mitteilte.

Am Donnerstagabend um 18 Uhr begannen die Einsätze - und dauerten am Freitag an. Um 8.30 Uhr gingen die letzten Feuerwehrleute heim, gleichzeitig kamen neue. In der Nacht war die FWSH zu 73 Einsätzen gerufen worden, wie Distel sagte.

Am Morgen kamen bereits neue Alarme herein: Leute, die erst jetzt in ihren Kellern die Bescherung entdeckten, welche das Unwetter verursacht hatte. Mittlerweile wurde auch der Zivilschutz aufgeboten.

Es sei «eine strube Nacht» gewesen, sagte Distel zur Nachrichtenagentur SDA. Keller, Strassen, Unterführungen wurden überflutet. «Wir pumpten wie verrückt.»

Schwer erwischt hatte es eine Einstellhalle eines Werkhofs: Drei Pumpen mit einer Leistung von 4000 Litern pro Minute wurden eingesetzt - und laut Distel dürfte die Arbeit noch bis Mittag dauern.

Wenige Hunde überlebten

Im Tierheim Buchbrunnen sei das Wasser zuletzt bis zur Decke gestiegen, so Feuerwehrkommandant Distel gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Zehn Hunde, sechs Katzen sowie eine Schildkröte überlebten gemäss Tierarzt Burki die Überschwemmung. Der Tierrettungsdienst brachte sie temporär in neuen Unterkünften unter.

Auf Burki kommt nun noch die schwere Aufgabe zu, die Besitzer der toten Tiere zu informieren. «Die meisten weilen noch in den Ferien oder sind erst gerade zurückgekehrt», sagte er.

Burki kann noch immer nicht richtig fassen, was am Donnerstagabend passiert ist. Er hofft auf die Solidarität der Bevölkerung: «Wir sind dringend auf Spenden angewiesen, um das Heim wieder neu aufbauen zu können.» Auf der Homepage des Schaffhauser Tierschutzes finden sich sämtliche Angaben zum Spendenkonto.

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