UntervermietungVerwaltungen jagen fehlbare Mieter auf Airbnb
Wer seine Wohnung auf Airbnb vermieten will, muss dies mit seinem Vermieter absprechen. Sonst droht die Kündigung.
Das Zürcher Mietgericht fällte im Februar ein vielbeachtetes Urteil: Es sprach einen Mieter schuldig, der seine Bleibe ohne Einverständnis des Vermieters über die Buchungsplattform Airbnb angeboten hatte – zu einem überhöhten Mietzins. Laut dem Gericht verstiess er damit gegen das Mietrecht. Er musste dem Vermieter gemäss des Urteils einen Teil des erwirtschafteten Gewinns abgeben und darf keine Wohnungen mehr vermieten.
Nun reagieren Immobilien-Verwaltungen auf das Urteil. Die Zürcher Kornhaus Verwaltungs AG etwa weist die Mieter ihrer Liegenschaften in einem Schreiben darauf hin, dass man «systematisch» die Wohnungsinserate auf Plattformen wie Airbnb überwache. «Sollte festgestellt werden, dass Wohnungen ohne Zustimmung der Vermieterschaft untervermietet werden, werden Kündigungen der Mietverhältnisse der fehlbaren Mieter konsequent durchgesetzt», heisst es im Brief weiter.
Fehlbare Mieter bekommen Abmahnung
«Pro Kontrolle wird im Schnitt ein Mieter bei der illegalen Untervermietung seiner Wohnung erwischt», sagt Christian Müller, Leiter der Bewirtschaftung bei der Kornhaus Verwaltungs AG. Man schaue ein- bis zweimal pro Monat «grob die Plattform Airbnb durch». Fehlbare Mieter erhielten eine Abmahnung, falls diese keine Wirkung zeige, folge die Kündigung des Mietverhältnisses.
Ähnlich geht das Immobilienunternehmen Allreal vor: «Wir weisen unsere Verwaltungen an, sporadisch zu überprüfen, ob Wohnungen auf Airbnb angeboten werden», sagt Sprecher Matthias Meier. Bei den drei für Touristen attraktivsten Liegenschaften in Zürich-West würden diese Kontrollen alle vier Wochen durchgeführt. «Stossen wir auf einen Mieter, der seine Wohnung unabgesprochen untervermietet, informieren wir ihn, dass er die Untervermietung der Verwaltung melden muss.»
Auch die schweizweit tätige Livit AG macht Stichproben, um missbräuchliche Untervermietungen aufzudecken. «Wenn Mieter ihre Räume untervermieten, ohne dies vorgängig abgesprochen zu haben, suchen wir das Gespräch und verweisen auf den Mietvertrag», sagt Sprecherin Marietta Hersche. Falls die «Spielregeln» dennoch nicht eingehalten würden, käme eine Kündigung des Mietverhältnisses infrage.
Untermietvertrag macht Airbnb legal
Katja Stieghorst, Juristin beim Hauseigentümerverband (HEV) stellt fest, dass es «immer mehr Streitigkeiten wegen Untervermietungen» gibt: «Oftmals beschweren sich Nachbarn über Fremde, die im Wohnhaus ein- und ausgehen.» Der HEV hilft Vermietern, die nicht sicher sind, ob ihre Wohnung unerlaubt untervermietet wird: «Wir raten ihnen dazu, Plattformen wie Airbnb zu durchforsten», sagt die Juristin. Den Mietern, die ein Zimmer oder die ganze Wohnung untervermieten möchten, empfiehlt Stieghorst, «offen und präventiv» vorzugehen. Man solle die Untervermietung frühzeitig anmelden und offenlegen, wie lange, an wen und für welchen Mietpreis die Räumlichkeiten vermietet würden.
Für Michael Töngi, Generalsekretär des Mieterverbands (MV), ist das Einhalten solcher Regeln bei Airbnb-Vermietungen schwierig: «Es ist unrealistisch, dass man jeden Gast neu beim Vermieter anmelden muss», sagt Töngi. Allgemeine, globale Einwilligungen müssten deshalb möglich sein. Wichtig sei, dass «kein Geschäftsmodell aus dem Vermieten der eigenen Wohnung gemacht wird und die Mieter keine missbräuchlichen Preise verlangen».
Eine solche Regelung könnte ein Untermietvertrag sein. «Das ist quasi eine Lizenz zum Untervermieten – sei es für kurze Zeit oder langfristig», so Meier von Allreal, die den Mietern solche Verträge ausstellt. Die Bedingungen sind darin klar geregelt: Beispielsweise darf die Untermiete höchstens 20 Prozent höher sein als die Nettomiete und auch die maximale Anzahl Gäste ist begrenzt. Zudem muss die Hausordnung der Liegenschaft eingehalten werden.

Herr Angst*, gibt es häufig Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern aufgrund von Airbnb?
Walter Angst: Wir erhalten hin und wieder Reklamationen bezüglich Wohnungen, die über Airbnb vermietet werden. Häufig beschweren sich die Nachbarn über Lärm. Aber meist regeln sich die Streitigkeiten von selbst.
Was muss ein Mieter beachten, wenn er seine Wohnung auf Airbnb vermieten will?
Als Mieter muss man bei seinem Vermieter eine Bewilligung für die Untervermietung anfordern. Die Gäste müssen die Hausordnung respektieren und auf die Nachbarn Rücksicht nehmen. Zudem darf sich der Mieter mit dem Vermieten nicht bereichern. Eine gewerbsmässige Untervermietung muss der Vermieter nicht akzeptieren.
Ist es in Ordnung, dass die Verwaltung Airbnb-Inserate scannt?
Es ist übertrieben, dass die Verwaltungen die Inserate auf Plattformen wie Airbnb überwachen. Das ist nicht förderlich für die Beziehung zwischen Vermieter und Mieter. Der Vermieter soll die Rahmenbedingungen, unter denen Untervermietung über AirBnb stattfinden können, klar kommunizieren.
* Walter Angst ist Kommunikationsleiter beim Mieterverband Zürich.