Absturz der F/A-18«Ich hörte einen ohrenbetäubenden Knall»
Eine F/A-18-Maschine der Schweizer Armee ist in Frankreich abgestürzt. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.
Knapp zwei Jahre nach dem Unglück in Alpnachstad OW ist am Mittwoch erneut ein F/A-18-Kampfjet der Schweizer Luftwaffe abgestürzt.
Die Maschine verlor bei einem Trainingsflug im französischen Grenzgebiet plötzlich an Höhe. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Die Luftwaffe hat nun bereits drei F/A-18-Zweisitzer verloren.
Pilot rettet sich mit Schleudersitz
Die F/A-18 stürzte um 11.30 Uhr in der Nähe von Glamondans, 20 Kilometer östlich der Stadt Besançon, im Departement Doubs, ab. Das Gebiet gehört zum gemeinsamen Luftwaffen-Trainingsraum der Schweiz und Frankreich.
Die Maschine habe unvermittelt an Höhe verloren, sagte Luftwaffenkommandant Aldo C. Schellenberg vor den Bundeshausmedien in Bern. Die Gründe dafür seien noch nicht bekannt; eine Kollision sei nicht die Ursache. Schellenberg betonte, die F/A-18 seien nach einem kürzlich erfolgten Erhaltungsprogramm in gutem technischen Zustand.
Der 38-jährige Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Nach Angaben der Präfektur Doubs ist er bei Bewusstsein und ausser Lebensgefahr. Er wurde zur Pflege ins Spital in Besançon gebracht. Laut dem Luftwaffenkommandanten verfügt er über viel Flugerfahrung. Er habe mehr als 3500 Flugstunden absolviert, davon über 1100 auf diesem Flugzeugtypen.
US-Behörden informiert
Gestartet war die zweisitzige F/A-18-Maschine in Payerne VD. Sie war zusammen mit zwei Tiger-Kampfjets für eine Luftkampfübung in den grenzüberschreitenden Trainingsraum aufgestiegen, der regelmässig genutzt wird. Geleitet wurden sie durch französische Offiziere.
Die französischen Behörden haben nun auch die Leitung bei der Untersuchung zur Klärung der Absturzursache. Sie sollen ausserdem dafür sorgen, dass die Geheimhaltung technischer Informationen gewahrt bleibt. In diesem Zusammenhang hat die Schweiz auch die US-Behörden über den Absturz informiert.
Schellenberg zeigte grosse Erleichterung darüber, dass sich der Pilot retten konnte und dass auch am Boden niemand zu Schaden kam. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 50 Millionen Franken. Insgesamt - mit Simulationsanlagen - kostete das Flugzeug bei der Beschaffung etwa 100 Millionen Franken. Schellenberg sprach von einem «schmerzlichen Verlust».
Nur noch fünf Doppelsitzer
Nach dem Absturz verbleiben der Luftwaffe noch 31 F/A-18-Maschinen. Für den ordentlichen Luftpolizeidienst genüge das zwar, sagte der Kommandant. Auch sei die geplante Einführung der 24-Stunden-Bereitschaft nicht tangiert. Die Ausbildung sei ebenfalls nicht gefährdet.
Für die Organisation der Ausbildung bedeute der Verlust aber «zusätzliche Hindernisse», da von ursprünglich 8 Doppelsitzern nur 5 übrig seien. Ausserdem hätten schon die bisherigen 32 F/A-18 für die Durchhaltefähigkeit in einer angespannten Lage nicht gereicht, sagte Schellenberg.
Trainingsbetrieb eingestellt
Darauf hatte Verteidigungsminister Ueli Maurer vor der Abstimmung über die Beschaffung des Kampfjets Gripen hingewiesen. Das Stimmvolk sagte jedoch Nein zum Flugzeugkauf. Der Bundesrat plant nun, gegen Ende des Jahrzehnts die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge einzuleiten. Zum Einsatz kämen diese frühestens 2025.
Als Folge des Unfalls wurde der Trainingsbetrieb am Mittwoch eingestellt. Der Bereitschaftsdienst bleibt aber aufrechterhalten. Der Trainingsbetrieb soll so rasch wie möglich wieder aufgenommen werden.
Nicht erster Absturz
Der Absturz in Frankreich ist nicht der erste Unfall einer F/A-18-Maschine der Schweizer Luftwaffe. Bereits vor zwei Jahren, im Oktober 2013, war ein Kampfjet an einer Felswand bei Alpnachstad OW zerschellt. Dabei kamen der Pilot sowie ein Fliegerarzt, der als Passagier an Bord war, ums Leben. Zurückzuführen war der Absturz auf eine Fehlbeurteilung des Piloten, wie der Schlussbericht der Militärjustiz ergab.
1998 war ein Militärflugzeug des gleichen Typs bei Crans-sur-Sierre im Wallis abgestürzt. Zwei Angehörige der Luftwaffe starben bei dem Unfall. Bei der anschliessenden Untersuchung wurden keine technischen Mängel festgestellt. Der Bericht nannte vielmehr eine räumliche Desorientierung des Piloten als wahrscheinliche Absturzursache.
Das Kampfflugzeug des Typs F/A-18 Hornet steht in der Schweiz seit 1997 im Einsatz. Der Jet ging 1988 vor allem wegen seiner langen Nutzungsdauer als Sieger aus der Evaluation hervor. Die Schweiz bestellte beim Hersteller McDonnell Douglas 34 F/A-18, 26 Einsitzer und 8 Zweisitzer.