Umstrittenes PreissystemWenn der Nachbar fürs Brot weniger zahlt
Für das gleiche Produkt unterschiedlich viel zahlen: Coop testet personalisierte Preise, um den Umsatz zu steigern. Migros spricht von Diskriminierung.

Unterschiedliche Preisschilder: 2006 lancierte Coop den Online-Supermarkt «Coop at home» (30. August 2006)
Der grösste Schweizer Detailhändler testet zurzeit in seinem Onlineshop Coop@home das sogenannte «Personalized Pricing». Eine Software im Hintergrund analysiert dabei das Shoppingverhalten der Kunden und verteilt je nach dem höhere oder tiefere Rabatte. «Wir befinden uns noch in der Testphase, wollen aber in diesem Bereich eine Vorreiterrolle in der Schweiz übernehmen», sagt Coop-IT-Chef August Harder in der «Schweiz am Sonntag». Vorläufig teste man die Software nur bei Coop@home, also für Food- und Nearfood-Produkte.
Falls der Test erfolgreich verlaufe – und zurzeit sehe es danach aus –, könnte das System auch in anderen Onlineshops und im stationären Handel angewendet werden, sagt Harder weiter. Die Testphase laufe noch bis zirka Anfang 2016. Ziel sei es, Marge und Umsatz zu steigern.
Hinter der neuen Software steckt das deutsche Unternehmen Prudsys aus Chemnitz. «Das Thema Personalized Pricing geht erst jetzt richtig los», sagt Prudsys-Marketingchef Schmidt in der «Schweiz am Sonntag». «Die Händler sehen, dass sie damit die Kauffrequenz und die impulsiven Zusatzkäufe hochtreiben können.»
Migros will nicht umstellen
Bei Leshop.ch, dem Migros-Online-Supermarkt, ist Personalized Pricing zurzeit kein Thema, wie Firmenchef Dominique Locher sagt. Im Gegenteil: «Wir möchten alle Kunden gleich behandeln und beim Preis niemanden diskriminieren.» Man setze auf gewöhnliche, allgemein gültige Aktionspreise. Beispiele aus dem Ausland zeigten, dass die personalisierten Preise Zündstoff beinhalten.
Im Jahr 2000 wurde publik, dass der Onlinehändler Amazon je nach Kunde unterschiedliche Preise für DVD-Filme verlangte. Amazon-Chef Jeff Bezos nannte den Test darauf einen Fehler und erstattete die Fehlbeträge zurück. Und 2012 wurde bekannt, dass der Online-Reiseriese Orbitz Mac-Benutzern teurere Hotelpreise anbot als Windows-Benutzern.