Wer Fleisch isst, soll eine Umwelt-Steuer zahlen

Aktualisiert

CO2-BelastungWer Fleisch isst, soll eine Umwelt-Steuer zahlen

UNO-Experten wollen Fleisch verteuern. Auch in der Schweiz liebäugeln Umweltverbände mit einer Abgabe auf Burger und Schnitzel.

von
J. Büchi
Umweltverbände wollen Fleischtiger zur Kasse bitten, weil die Fleischproduktion das Klima stark belaste.

Umweltverbände wollen Fleischtiger zur Kasse bitten, weil die Fleischproduktion das Klima stark belaste.

Keystone/Steffen Schmidt

Die Schweizer haben Appetit auf Fleisch: Über 50 Kilogramm vertilgen wir pro Jahr und Kopf. Geht es nach UNO-Experten, sollte diese Gewohnheit künftig stärker ins Geld gehen: Sie wollen, dass die Regierungen eine Umwelt-Steuer auf Fleisch erheben.

In einem Bericht für das UNO-Umweltprogramm schlägt das International Resource Panel (IRP), ein Zusammenschluss aus 34 Top-Forschern und 30 Regierungen, Alarm: Allein in den nächsten zehn Jahren werde der Fleischkonsum weltweit um bis zu 20 Prozent zunehmen. Die Folgen für die Umwelt und die Gesundheit müssten im Preis von Lebensmitteln berücksichtigt werden, fordert Studienautor Maarten Hajer laut «Washington Post».

Aufschlag von 20 bis 100 Prozent

Auch Schweizer Umweltorganisationen orten Handlungsbedarf. «Die Herstellung tierischer Produkte trägt am meisten zur Klimaerwärmung bei – noch vor dem globalen Strassen- und Luftverkehr», sagt Georg Klingler von Greenpeace. In vielen Ländern müssten die Menschen hungern, weil auf ihren Feldern Futtermittel für Tiere angebaut würden – auch der Regenwald werde zu diesem Zweck abgeholzt.

«Dass Fleisch so billig erhältlich ist, trägt wesentlich zum aktuellen Überkonsum bei», so Klinger. Greenpeace würde die Einführung einer Fleisch-Steuer deshalb befürworten. «Die Kosten für die Umweltzerstörung und Gesundheitsschäden dürfen nicht länger auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.» Zu Beginn reiche ein Aufschlag von ungefähr 20 bis 30 Prozent. «Wenn das nichts nützt, ist aber auch eine Verdoppelung des Preises vorstellbar.»

Rind am problematischsten

WWF-Sprecher Philip Gehri sagt: «Aus Klimasicht müsste beim Preis aller Produkte – ob es sich nun um eine Bratwurst oder einen Kugelschreiber handelt – die Klimabelastung drin sein.» Ihm schwebt eine Abgabe vor, die am Ende wieder an die Konsumenten zurückverteilt würde. «Wer mehr Gemüse isst, würde unter dem Strich profitieren, Fleischtiger müssten etwas tiefer in die Tasche greifen als heute.»

Am stärksten würde sich eine solche Klima-Abgabe beim Rindfleisch bemerkbar machen: Ein Kilogramm davon verursacht in der Produktion fast 90-mal so viel Treibhausgase wie die gleiche Menge an Gemüse. Gehri geht davon aus, dass bereits ein Preisaufschlag von mehreren Rappen pro Produkt langfristig zu einer Änderung des Konsumverhaltens führen wird.

«Der Konsument ist mündig»

Für den Nationalrat Bastien Girod (Grüne) ist eine Klima-Steuer auf Fleisch hingegen der falsche Ansatz: «Kein Parlament der Welt würde so etwas gutheissen.» Sinnvoller sei es, die Alternativen zu fördern: «Wenn Fleischersatzprodukte geschmacklich besser werden, entscheidet sich der Konsument automatisch vermehrt für pflanzliche Produkte.» Zudem gebe es auch Möglichkeiten, Fleisch umweltfreundlicher herzustellen.

Proviande, die Schweizer Branchenorganisation der Fleischwirtschaft, hält fest, es gebe keine guten und schlechten Lebensmittel: «Der Konsument ist mündig und soll entscheiden, was er einkauft», so Sprecher Marcel Portmann. Die Schweizer Landwirtschaft verursache rund 12 Prozent des nationalen Treibhausgasausstosses, viel weniger als der Verkehr. Auch der Frischwasserverbrauch sei im internationalen Vergleich stark unterdurchschnittlich.

Weiter verweist Portmann darauf, dass zwei Drittel der Landwirtschaftflächen in der Schweiz Wiesen und Weiden seien. Diese könnten aufgrund ihrer Beschaffenheit ausschliesslich für die Nutztierhaltung gebraucht werden.

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