Stirbt das UKW-Radio drei Jahre früher als geplant?

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DAB+Stirbt das UKW-Radio drei Jahre früher als geplant?

Digitalradio verbreitet sich schnell. Nun überlegt die Branche, die Abschaltung der UKW-Technologie vorzuziehen. So könnte sie Geld sparen.

Stefan Ehrbar
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Stefan Ehrbar
Die Radiobranche prüft, ob der Verbreitungsstandard UKW bereits 2021 abgeschaltet werden könnte. Die Sender setzen stattdessen auf den digitalen Standard DAB+.
Mit DAB+ können etwa mehr Radioprogramme übertragen werden und digitale Zusatzinfos angezeigt werden. Momentan nutzen 34 Prozent der Hörer DAB+ und 39 Prozent UKW. Der Rest entfällt auf das Internet.
UKW verliert aber pro halbes Jahr etwa vier Prozent Marktanteil zugunsten von DAB+ und dem Internet. Gleichzeitig ist die parallele Verbreitung von Programmen über UKW und DAB+ teuer.
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Die Radiobranche prüft, ob der Verbreitungsstandard UKW bereits 2021 abgeschaltet werden könnte. Die Sender setzen stattdessen auf den digitalen Standard DAB+.

Keystone/Christian Beutler

Radiohören soll künftig nur noch digital möglich sein. Die heute noch dominierende Technologie UKW soll zugunsten des digitalen DAB+ abgeschaltet werden. Darauf haben sich die Radiosender und die Behörden bereits vor vier Jahren geeinigt. Das bisherige Ziel sah vor, ab 2024 nur noch digital zu senden.

Nun könnte bereits drei Jahre früher fertig sein mit dem UKW-Radio. Ein Mitarbeiter des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) sagte kürzlich an einer Präsentation, über die das Infoportal DAB-Swiss berichtete, dass sich die zuständige Arbeitsgruppe Digimig auf das Ziel einer früheren Abschaltung im Jahr 2021 geeinigt habe. Es sei noch keine offizielle Entscheidung. Über die Pläne berichtete erstmals die «Aargauer Zeitung».

Keine Subventionen mehr

In Digimig sind sowohl die SRG, das Bakom als auch die Privatradios vertreten. Jürg Bachmann, der Präsident des Verbands Schweizer Privatradios (VSP), sagt, die Arbeitsgruppe prüfe die frühere UKW-Abschaltung zurzeit. «Finanziell wäre das vernünftig», sagt er.

Die gleichzeitige Verbreitung von Radioprogrammen über UKW und DAB+ kostet die Sender Geld. Zwar fördert das Bakom die Verbreitung über DAB+ finanziell. Diese Subventionierung könnte aber bereits 2021 zu Ende sein.

Jeder Dritte nutzt DAB+

Nicht zuletzt die SRG habe grosses Interesse an einer raschen Abschaltung von UKW, sagt Bachmann. Die Ausserbetriebnahme bringe ihr Einsparungen. Anders als bei den Privatradios seien die Einnahmen bei der SRG auch nicht von den Hörerzahlen abhängig. Es gelte nun, einen Kompromiss zu finden. «So wie die Gespräche laufen, bin ich zuversichtlich», sagt Bachmann.

Ob UKW schon 2021 Geschichte ist, entscheiden schlussendlich die Hörer. Nur wenn genügend von ihnen auf DAB+ setzen, können die Radiosender einer Abschaltung zustimmen, ohne viele Hörer zu verlieren. «Die Nutzung von DAB+ hat in den letzten Semestern erfreulicherweise stark zugenommen», sagt VSP-Präsident Bachmann. Im Herbst 2017 nutzten 39 Prozent der Radiohörer die UKW-Technologie. 34 Prozent hörten über DAB+ Radio, 27 Prozent übers Internet.

Tunnels werden nachgerüstet

UKW verliere alle sechs Monate durchschnittlich 4 Prozent Marktanteil, sagt Digimig-Präsident Philippe Zahno. Schon dieses Jahr könnte DAB+ vor UKW und Internet zur wichtigsten Quelle des Radiohörens werden. Wenn die Entwicklung so weitergehe, hörten nächstes Jahr zwei Drittel aller Hörer auf digitale Art und Weise Radio, im Jahr 2021 wahrscheinlich 75 Prozent, sagt Zahno.

Damit haben die Hörer DAB+ schneller angenommen als von den Sendern vermutet. In ihrer ursprünglichen Vereinbarung rechneten die Akteure der Radiobranche damit, dass bis 2019 die Hälfte der Hörer digitale Kanäle nutze. Nun sind es bereits 61 Prozent. 85 Prozent der neu verkauften und insgesamt etwa 1,1 Millionen Autos sind mit DAB-Geräten ausgestattet. Die Nationalstrassen-Tunnels, in denen noch kein DAB-Empfang möglich ist, werden bis spätestens 2019 nachgerüstet.

«Internet-Radio ist heikel»

Dennoch seien die Pläne für den Ausstieg im Jahr 2021 noch nicht definitiv, sagt Zahno. Vor Ende Sommer 2019 werde darüber nicht entschieden. Ähnlich tönt es beim Bakom. Man werde zu gegebener Zeit über den Zeitpunkt und Ablauf der Abschaltung informieren, heisst es auf Anfrage.

Dass das Internet dem Digitalradio den Rang ablaufen kann, glaubt das Bakom derweil nicht. «Radio ist ein Massenmedium. Es wäre heikel, wenn der Empfang plötzlich von einem Vertrag mit einem Telekommunikations-Anbieter abhängig wäre», sagte der Bakom-Experte in seinem Vortrag.

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