Initianten «erstaunt»Zensiert SRF Billag-Gegner auf Facebook?
Die No-Billag-Initianten beschweren sich auf Facebook wortreich über einen «Rundschau»-Beitrag. Nur: Der Post ist für die meisten Leute nicht sichtbar.
Landauf, landab weibeln die No-Billag-Initianten für ihre Volksinitiative, die dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) den Gebührenhahn zudrehen will. Das bekannteste Gesicht des Komitees, Olivier Kessler, referierte dabei 2015 auch bei Ivo Sasek, dem Führer der sektenähnlichen Gemeinschaft Organische Christliche-Generation. Die Sendung «Rundschau» berichtete am Mittwoch über den Auftritt von Kessler und weiteren SVP-Politikern beim umstrittenen Laienprediger.
SRF veröffentlichte den Beitrag auch auf seiner Facebook-Seite – bis am Freitagmorgen wurde das Video bereits über 2000-mal angeschaut. In den Kommentaren wird es kontrovers diskutiert. Auch das No-Billag-Komitee nutzte die Gelegenheit und beschwerte sich dort über angeblich «unlautere Methoden» der verantwortlichen SRF-Journalisten. Der Eintrag verlinkt auf eine umfangreiche Stellungnahme dazu.
Nur No-Billag-Fans sahen Post
Nur: Die breite Öffentlichkeit bekam von all dem nichts mit. Der Kommentar ist nur für Leute sichtbar, die auf Facebook auch die Seite «Ja zur Abschaffung der Billag-Gebühren» geliked haben – also für die Fans der Initiative. Andere Nutzer sehen ihn dagegen nicht, wie ein Test von 20 Minuten bestätigt. Die No-Billag-Initianten sind überzeugt: Die SRF-Administratoren haben den Post für die anderen Nutzer absichtlich verborgen.
Andreas Kleeb, Mitglied des Initiativkomitees, zeigt sich «erstaunt» über das Vorgehen der Social-Media-Verantwortlichen. «Ich werde den Eindruck nicht los, dass die SRG den Abstimmungskampf um No-Billag bereits eröffnet hat.» Man schiesse auf die Person von Olivier Kessler, um das Anliegen zu diskreditieren. «Weil sich Herr Kessler in der ‹Rundschau›-Sendung nicht ausreichend zu den Vorwürfen äussern konnte, wollten wir unsere Sicht auf Facebook nochmals darlegen. Schade, lässt das SRF andere Meinungen in diesem Rahmen nicht zu.»
SRF steht vor Rätsel
Andrea Wenger, Leiterin Media Relations bei SRF, spricht von einem «bedauerlichen Fehler»: Es gebe «selbstverständlich» keine Policy, die vorsehe, dass gewisse Kommentare verborgen werden. Intern könne sich niemand erklären, warum der Kommentar für bestimmte Personengruppen nicht angezeigt wird.
Die verwirrende Episode erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem auch auf dem politischen Parkett intensiv über das Thema debattiert wird: Am nächsten Mittwoch kommt die No-Billag-Initiative in den Ständerat.