Schutz für ObdachloseEs wird so frostig, dass es Kälte-Patrouillen braucht
In der Schweiz ist es bitterkalt, doch soll es noch viel kälter werden. Für Menschen ohne Zuhause sind die Temperaturen lebensbedrohlich.
Im Flachland bewegen sich die Temperaturen derzeit knapp unter dem Gefrierpunkt. Doch das ist erst der Anfang: Meteonews kündigt einen massiven Kälteeinbruch für Anfang nächste Woche an. Dann soll eine sogenannte Kaltluftpeitsche für Temperaturen zwischen minus 5 und minus 10 Grad sorgen. Gegen Mitte Woche rechnet der Wetterdienst sogar mit wahrhaft sibirischen Verhältnissen: Der Kältetiefpunkt im Flachland soll klirrende minus 15 Grad erreichen.
Besonders gefährlich sind diese Verhältnisse für Menschen ohne Obdach. Bisher gibt es keine zuverlässigen Zahlen darüber, wie viele Menschen in der Schweiz auf der Strasse leben. Laut Matthias Drilling, Professor der Fachhochschule Nordwestschweiz, ist die erste Obdachlosenzählung der Schweiz in Vorbereitung, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Ende Jahr sollen die Resultate publiziert werden.
Drilling geht davon aus, dass die Zahl der Obdachlosen viel höher liegt als angenommen. Sicher ist, dass Menschen, die gezwungen sind, die eisigen Nächte draussen zu verbringen, dem Risiko des Kältetods ausgesetzt sind.
Obdachlose informiert
In mehreren Schweizer Städten sind deshalb Kältepatrouillen unterwegs. Diese suchen Obdachlose auf und bringen sie entweder in Notschlafstellen oder bieten ihnen einen zusätzlichen Winterschlafsack an, wie Silvio Flückiger von der Institution Pinto des Jugendamts Stadt Bern im «Blick» erklärt. Über die drohende Kältewelle habe man die Obdachlosen schon informiert. Die meisten habe man motivieren können, in einer geschützten Schlafstelle oder bei Freunden Unterschlupf zu suchen, sagt Flückiger.
Auch in Zürich sind Mitarbeiter von Sicherheit, Intervention und Prävention (SIP) in den kalten Nächten auf Patrouille. In St. Gallen bieten Gassenküchen zusätzlich warme Suppen an. Auch hier ermuntert man Obdachlose, in Notunterkünften zu übernachten. «Niemand, der nicht will, muss draussen schlafen», sagt Jürg Niggli von der Stiftung Suchthilfe im «Blick».