«Da habe ich schon üble Sachen gesehen»

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Krätze«Da habe ich schon üble Sachen gesehen»

Die Krätze breitet sich unter Asylsuchenden aus. Nun warnt der St. Galler Kantonsarzt seine Kollegen in einem Schreiben.

Juckender Ausschlag: Die Krätze.

Juckender Ausschlag: Die Krätze.

«Kantonsarzt warnt vor Krätze bei Flüchtlingen», titeln die «Obersee Nachrichten» am Donnerstag. In einem Rundschreiben wendet sich der St. Galler Kantonsarzt Markus Betschart an alle Ärzte im Kanton St. Gallen. Darin schreibt er, dass bei Asylsuchenden derzeit vor allem Krätze und bakterielle Infektionen als Hautprobleme beobachtet würden.

«Da vermehrt Hausärzte Asylsuchende behandeln, wollten wir diese auf die Krätze und insbesondere deren Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam machen», erklärt Betschart das Schreiben.

Milben in Textilien

Eine Häufung der Krätze bestätigt Hausarzt Reto Gross, der regelmässig Flüchtlinge vom Empfangs- und Verfahrenszentrum Altstätten behandelt. Dieses Jahr wurden dutzende Fälle behandelt. Und er sehe nur einen Bruchteil der Asylsuchenden, da diese diverse Ärzte in der Region aufsuchten.

Bei der Krätze handelt es sich um eine parasitäre Hautkrankheit, die durch die Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei) verursacht wird. Die Milbenweibchen bohren sich dabei in die Haut und legen dort Kotballen und ihre Eier ab, was zu einer Irritation führt.

Übertragen wird die Krätze bei innigem Körperkontakt, etwa wenn man im gleichen Bett schläft, aber auch in unhygienischen Verhältnissen. «Für eine Ansteckung muss man sich sehr nahe kommen», so Gross. Ihm sei kein Fall bekannt, dass sich ein Mitarbeiter des Verfahrenszentrums angesteckt habe. Die Krätzemilben nisten sich gerne in Kleidern und Bettwäsche ein.

Problematisch in der Nacht

Äussern tut sich die Hautkrankheit durch einen juckenden Ausschlag. Besonders betroffen seien Hände, Brustwarzen, Achselhöhlen und primäre Geschlechtsteile. Vor allem in der Nacht sei es unangenehm, so Gross. Problematisch werde es, wenn der Patient viel kratze. Dann können die Bläschen aufplatzen und es kommt zu Infektionen. «Da habe ich schon üble Sachen gesehen», sagt Gross.

Die Behandlung der Krätze erfolgt mit einer Creme. «Man duscht sich, trägt die Creme am ganzen Körper auf und lässt diese für acht Stunden, am besten über Nacht wirken», so Gross. Zudem müssen Kleider und Bettwäsche bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, um die Milben abzutöten.

Auch Wanzen sind eine häufige Plage

Doch nicht nur Krätzemilben werden bekämpft. Auch Bettwanzen plagen die Asylsuchenden. Das Migrationsamt St. Gallen hat eine Strategie zur Eindämmung entwickelt: «Wenn wir Asylsuchende vom Bund übernehmen, müssen uns diese alle ihre Kleider abgeben. Diese frieren wir für 48 Stunden ein», so Urs Weber, Leiter Zentren beim Migrationsamt St. Gallen. Währenddessen bekommen die Asylsuchenden einen Trainer geliehen. So könne man die Bettwanzen am besten eindämmen.

(20 Minuten)

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