«Die Kirche tut alles dafür, dass die Leute gehen»

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Ebnat-Kappel SG«Die Kirche tut alles dafür, dass die Leute gehen»

Die reformierte Kirche Ebnat-Kappel ist keine Kirche mehr, sondern ein Kulturzentrum. In der Bevölkerung sind die Meinungen geteilt.

von
afa

«Die Kirchen tun seit Jahren alles dafür, dass die Leute gehen», sagt Heier Lämmler, PR-Berater des Dömli-Initianten André Keller. «Dem wollten wir mit unserem Projekt entgegenwirken und einen neuen Ort der Begegnung schaffen.»

Das Dömli ist eine umgebaute und neu interpretierte reformierte Kirche in der Gemeinde Ebnat-Kappel. Als der Zürcher Unternehmer André Keller vor etwas mehr als einem Jahr hörte, dass in der Nachbarschaft seiner Firma Frike Cosmetic AG die Dorfkirche zum Verkauf stand, zögerte er nicht lange: Er kaufte die Kirche mit dem Wunsch, etwas Besonderes entstehen zu lassen.

«Die Kirche ist jetzt ein Kulturzentrum»

Nach aufwändigen Umbauarbeiten war am Sonntag Tag der offenen Tür: «Die reformierte Kirche ist keine Kirche mehr, sondern ein Kulturzentrum», erklärt Keller. «Hier sollen unterschiedliche Anlässe wie Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater- und Musicalvorstellungen und Kinovorführungen stattfinden.» Er sei auf die Idee gekommen, weil er ein Theaterfan ist und sein Hobby ausleben wollte: «Dieser Ort soll mit Freude, Musik, Lachen und Applaus gefüllt werden.»

Doch es war ein langer Weg, bis die Kirche zum Dömli wurde. Bühne, Licht- und Tontechnik, eine Bar und Theaterbestuhlung wurden in die Räumlichkeiten eingebaut. «Alles in allem habe ich rund eine halbe Million investiert», so Keller.

Gemischte Gefühle

«Ich finde die Umsetzung und die Idee sehr gelungen», sagt ein 80-jähriger Dorfbewohner. Ausserdem seien die Stühle viel bequemer als die alten Bänke. Auch eine Anwohnerin ist begeistert: «Ich bin überzeugt, dass das Dömli Leben nach Ebnat-Kappel bringt.» Es sei eine super Sache und sie freue sich auf tolle Events.

Als sich André Keller im vergangenen März für den Kauf meldete, sorgte das in der Gemeinde für Empörung. Man wollte zwar eine der beiden reformierten Kirchen verkaufen – aber doch nicht an einen Unternehmer. Gegner gingen auf die Barrikaden und wollten den Kauf stoppen. Schlussendlich stimmten aber zwei Drittel der Kirchbürger dem Verkauf zu.

Ganz ausgeräumt sind die Zweifel nach wie vor nicht: «Ich bin mir nicht sicher, was ich vom Dömli halten soll», sagt eine 56-jährige Dorfbewohnerin. «Ich finde es nicht gut, dass ein Gotteshaus entweiht wurde.» Ausserdem finde sie es etwas pietätlos, dass der Friedhof neben der Kirche weiter bestehen bleibt.

Kirche umnutzen

Auch in Rorschach SG ist die Umnutzung einer Kirche Thema. Hier sollen in der Herz-Jesu-Kirche Wohnungen entstehen. «Es ist sicher ein Thema, das langfristig aktueller wird», sagt Thomas Franck, Verwaltungsdirektor der katholischen Landeskirche des Kantons St. Gallen, gegenüber der «Ostschweiz am Sonntag».

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