«Die Polizisten haben Ivanka auf dem Gewissen»

Aktualisiert

Tierschützer klagen an«Die Polizisten haben Ivanka auf dem Gewissen»

Mit einer Razzia ging die deutsche Polizei nahe der Ostschweiz gegen Schweizer Tierschützer vor. Diese machen die Beamten nun für den Tod einer Katze verantwortlich.

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In der Nacht auf Sonntag fand in Engen in Deutschland eine Katzenvermittlungs-Aktion der Schweizer Tierschutzorganisation Animals need us (ANU) statt.
Während der Übergabe trafen Polizisten ein, weil ein Bewohner gemeldet hatte, dass Tiere aus einem Fahrzeug verkauft würden.
Ein Polizist fotografiert das Innere des Tierschutzfahrzeugs.
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In der Nacht auf Sonntag fand in Engen in Deutschland eine Katzenvermittlungs-Aktion der Schweizer Tierschutzorganisation Animals need us (ANU) statt.

Animals need us (ANU)

«Die Polizisten haben uns wie Schwerverbrecher behandelt», sagt Andrea Schaller von der Schweizer Tierschutzorganisation Animals Need Us (ANU). Die Organisation vermittelt von der Strasse gerettete rumänische Katzen an neue Besitzer – viele der Abnehmer stammen aus der Ostschweiz.

Wie der «Südkurier» berichtet, brachte in der Nacht auf Sonntag der Transporter einer Partnerorganisation aus Rumänien 28 Katzen zum Abhol-Treffpunkt nach Engen (D) nahe der Grenze zur Ostschweiz.

Doch die Übergabe wurde von der Polizei gestoppt. «Die Beamten warfen uns vor, dass wir hier illegal Katzen verkaufen würden», sagt Schaller. Die Tierschützerin ist empört über das Vorgehen der Polizisten: «Der Tonfall der Polizisten war unter aller Sau.»

Keine Heizung trotz grosser Kälte

Schaller sagt, dass sie schon seit zwei Jahren auf dem Firmenparkplatz in Engen Kätzchen an die neuen Besitzer übergeben würden. Dabei gehe alles mit rechten Dingen zu. «Die Tiere sind geimpft, untersucht und haben offizielle Papiere.» Sie habe versucht, den Beamten die Situation zu erklären und ihnen alle Unterlagen gezeigt. Vergeblich: «Der Polizist sagte, ich solle den Mund halten», erzählt Schaller.

Schlussendlich habe sich die Übergabe um mehr als zwei Stunden verzögert. Darunter hätten vor allem die Tiere gelitten. «Es war sehr kalt und die Polizisten haben uns verboten, die Heizung im Fahrzeug für die Katzen anzustellen. Immer wieder öffneten sie die Türen und machten Fotos von den Tieren», so die Tierschützerin. Für die Katzen sei diese stressige Situation schrecklich gewesen. Schaller: «Am Sonntag morgen starb die Katze Ivanka an den Folgen des Stresses und auch zwei weitere Katzen sind in schlechter Verfassung.» Sie ist überzeugt, dass die Polizisten für ihren Tod verantwortlich sind. Vor dem Transport seien alle Katzen für reisefähig erklärt worden. «Ich verstehe das Verhalten der Polizei nicht, wir haben alles richtig gemacht.»

Polizisten wegen Tierquälerei angezeigt

Die ANU hat nun beim deutschen Veterinäramt Anzeige wegen Tierquälerei erstattet und reicht eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen zwei der Polizisten ein. Markus Sauter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums in Konstanz, äussert sich zum Vorfall: «Ein Bürger meldete, dass auf dem Parkplatz Tiere aus einem Fahrzeug verkauft würden. Deswegen waren die vier Polizisten vor Ort.» Zurzeit prüfe die Rechtsabteilung des Konstanzer Polizeipräsidiums die Geschehnisse.

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