«Sie zogen um 8 Uhr los – ins Gefahrengebiet»

Aktualisiert

Bergsturz in Bondo«Sie zogen um 8 Uhr los – ins Gefahrengebiet»

Tafeln haben Wanderer vor dem Felssturz gewarnt. Trotzdem werden nun acht Berggänger in Bondo vermisst. Die Suche nach ihnen läuft.

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Zwei wollten zur Sasc-Furä-Hütte, die anderen sechs bergabwärts und nach Hause. Wie der «Blick» schreibt, traten die Gäste der Sciora-Hütte am Mittwochmorgen nach dem Frühstück fröhlich ihre Reise an – bei schönstem Wanderwetter. Doch das Schweizer Ehepaar, die vier Deutschen und die beiden Österreicher haben ihr Ziel bis heute nicht erreicht. Sie werden seit dem Bergsturz bei Bondo vermisst.

«Der Felssturz kam nicht überraschend», sagt Reto Salis-Hofmeister, der Hüttenwart der Sciora-Hütte, zu SRF. Er habe seine Gäste gewarnt, denn bereits in der Vergangenheit sei es zu mehreren Felsstürzen gekommen.

Auch die Gemeinde hat auf die Gefahr hingewiesen. «Wir haben viersprachige Tafeln im Dorf aufgestellt», sagt Anna Giacometti, Gemeindepräsidentin von Bregaglia GR, zum «Blick». Auch am Wanderweg sei gewarnt worden.

Roman Rüegg von der Kantonspolizei Graubünden zum Stand der Suchaktion. (Video: Tamedia/SDA)

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Bedrohliche Gesteinsmassen: Eine weitere Million Kubikmeter könnte jederzeit vom Piz Cengalo abbrechen.

AFP

Die Warnung wurde anscheinend von mehreren Gästen der SAC-Hütte nicht beachtet. «Acht von ihnen sind kurz vor dem Bergsturz am Morgen um 8 Uhr losgezogen – ins Gefahrengebiet», sagt Salis-Hofmeister zu SRF. Der Hüttenwart ist wohl der Letzte, der die Wanderer vor ihrem Verschwinden gesehen hat.

«Der Mensch glaubt nicht, dass er das Opfer sein kann»

Dass Alpinisten Gefahren oft zu wenig ernst nehmen, beobachtet SAC-Experte Hans-Rudolf Keusen häufig. «Menschen haben das Gefühl, dass es nur andere, nicht aber sie selbst trifft (...) Der Mensch glaubt nicht, dass er das Opfer sein kann», sagt Keusen im Interview mit der SRF-Sendung «10vor10».

Die Suche nach den Vermissten wurde heute Morgen wieder aufgenommen, nachdem sie in der Nacht aus Sicherheitsgründen hatte unterbrochen werden müssen, sagt Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden. Bei den Vermissten handelt es sich um erwachsene Wanderer und Berggänger, die unabhängig voneinander in Zweiergruppen im Gebiet unterwegs waren.

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kein Anbieter/AFP PHOTO / Kantonspolizei Graubünden

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