«So viele Schlangen wie noch nie im Bodensee»

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Ermatingen TG«So viele Schlangen wie noch nie im Bodensee»

Im Bodensee vor Ermatingen TG tummeln sich laut einem Leser-Reporter derzeit extrem viele Ringelnattern. Bei der Polizei gehen deutlich mehr Meldungen ein als üblich.

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Eine Ringelnatter schlängelt sich durch den Bodensee. (Video: Leser-Reporter/Benno Lagler)

Benno Lagler ist gebürtiger Ermatinger und regelmässig mit dem Boot auf dem Bodensee unterwegs, um zu fischen. So auch am Mittwochmorgen. «Da sah ich plötzlich diese Schlange im Wasser», so der 42-Jährige. Sie sei etwa einen halben Meter gross gewesen. Im Video festgehalten hat er sie rund 50 Meter vom Ufer entfernt in der Ermatingerbucht. Dieser Tage kommen solche Begegnungen laut dem Leser-Reporter häufig vor. In anderen Jahren habe er vielleicht eine Schlange das ganze Jahr über gesehen, jetzt sehe er praktisch täglich eine. Für ihn ist klar: «So viele Schlangen wie in diesem Jahr gab es hier noch nie.»

Nur der Kopf ragt aus dem Wasser. (Video: Benno Lagler)

Auf den schwimmenden Gras- bzw. Algenfeldern würden die Schlangen jeweils auf ihre Beute lauern. Angst habe Lagler aber keine. Dank der gelben Flecken am Kopf seien sie für ihn gut als Ringelnattern zu erkennen. Diese sind für den Menschen ungefährlich.

Ganz schön flink, das Tier. (Video: Benno Lagler)

Bereits 15 Meldungen

Doch nicht immer ist es so klar, dass es sich um ungiftige Schlangen handelt. Bei der Thurgauer Notrufzentrale gingen in den ersten sechseinhalb Monaten dieses Jahres bereits 15 Meldungen wegen Schlangen ein. Im ganzen Jahr 2017 waren es ebenfalls 15, 2016 waren es 16. «Viele sind beim Anblick einer Schlange verunsichert, oft bekommen es Menschen auch richtig mit der Angst zu tun», sagt Matthias Graf, Sprecher der Kapo TG auf Anfrage. Es sei deshalb richtig, die Polizei zu verständigen.

Bei einer Meldung werde eine Patrouille vor Ort geschickt. Bei den 15 Meldungen, sei die Polizei in fünf Fällen ausgerückt und habe nichts mehr vorgefunden. In acht Fällen handelte es sich um eine Ringelnatter, die eingefangen und wieder ausgesetzt wurde. Eine Schlange wurde in einem Zoo abgegeben. Im Fall vom Juni in Tobel TG wurde eine ungiftige Japanische Inselkletternatter in einer Tiefgerage gesichtet.

Beobachtbarkeit ist besser dank Wetter

Auch wenn es so scheint, hat es laut Andreas Meyer von der Schweizer Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz (karch) in diesem Jahr nicht mehr Schlangen. Dank des guten Wetters könne man sie nur besser beobachten, weil sie aktiver sind. Gemäss dem Experten leben Ringelnattern grundsätzlich an Land, ins Wasser gehen sie bloss um zu Jagen. Weibchen werden etwa 1,3 Meter gross, Männchen 90 Zentimeter.

Angst brauche man vor den Tieren nicht zu haben. «Ringelnattern beissen nicht, auch wenn sie Zähne haben», so Meyer. Auch neben einer Natter zu schwimmen, sei harmlos. Da die Tiere viele Feinde haben, seien sie sehr scheu und fliehen bei der geringsten Störung. Gelingt dies nicht, würden die Tiere den Kopf etwas tiefer halten, laut zischen und Scheinbisse ausführen, um den Gegner einzuschüchtern.

Von den acht verschiedenen Arten von Schlangen, die es in der Schweiz gibt, sind nur zwei giftig: die Kreuzotter und die Aspisviper. Im Bodenseeraum kommen beide nicht vor. Werde man von so einem Tier gebissen, gelte es Ruhe zu bewahren. «Viele Vergiftungen erreichen ihren Höhepunkt erst nach Stunden, daher bleibt genügend Zeit, um eine medizinische Versorgungseinrichtung aufzusuchen», so Meyer.

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