Brandserie Rapperswil-Jona«Solange der Feuerteufel frei ist, macht er weiter»
Seit September schlägt ein Feuerteufel in Rapperswil-Jona in regelmässigen Abständen zu. Der forensische Psychiater Thomas Knecht ist besorgt.
«So einer ist doch ein gelangweilter Psycho, der Freude daran hat, die Feuerwehr zum Narren zu halten», so ein Rapperswiler Handwerker, der unweit einer Brandstelle wohnt. Er habe zwar mitbekommen, dass die Feuerwehr in der Nacht vor seinem Haus war, aber mehr wisse er nicht. Ein Unbekannter hatte am Dienstagmorgen gleich an drei verschiedenen Orten innert kurzer Zeit fünf Brände gelegt.
Wie die Kantonspolizei St. Gallen nun gegenüber 20 Minuten bestätigt, hat die mysteriöse Brandserie bereits am 16. September 2015 begonnen. Damals ging um 2.35 Uhr in der Gartenstrasse eine Kartonsammlung in Flammen auf. Zudem wurden an der Neuen Jonastrasse zwei Plakatwände angezündet.
Rund einen Monat später, am 21. Oktober, brannten ein Unterstand, ein Sonnenschirm und ein Papierkorb. Am frühen Morgen des 18. November legte der Brandstifter dann gleich zweimal Feuer: Er zündete den Sichtschutz einer Baustelle und einen weiteren Papierkorb an.
Sexuelle Komponente nicht ausgeschlossen
«Der Brandstifter von Rapperswil sucht die Aufmerksamkeit, allerdings nicht für sich, sondern für seine Taten», sagt der Ostschweizer Forensiker Thomas Knecht. «Diese können ihm das Gefühl geben, dass er wichtig ist.» Für einen solchen Täter sei die Signalwirkung wichtig und nicht die Tatsache, dass er ein bisschen Holz anzündete.
Wer der Brandstifter von Rapperswil ist, ist immer noch unklar. Doch für Knecht ist es wahrscheinlich, dass er aus der Region stammt: «Gewisse Täter vermeiden es, zu nahe an ihrem Wohnort einen Brand zu legen. Andere zünden in ihrer vertrauten Umgebung Dinge an, damit sie alle Strassen und Fluchtwege kennen.» Da die Brandstellen nahe beieinander liegen, könnten sie auf seinem täglichen Arbeitsweg liegen: «Er sieht die Objekte und hat genug Zeit, geeignete Ziele zu finden», erklärt Knecht zu 20 Minuten.
Brandstiftung sei eher eine männliche Domäne: «Es sind meistens junge Männer mit Aggressions-Überschuss, die aber eher kontaktarm, scheu und zurückhaltend sind. Zudem haben sie Lust an der Zerstörung», so Knecht. Darunter seien auch Feuerfetischisten: «Es befriedigt sie, wenn sie etwas brennen sehen.»
«Solange er frei ist, macht er weiter»
Die regelmässigen Abstände zwischen den Brandserien könnten laut Knecht auf einen wiederkehrenden Anlass zurückzuführen sein, wie zum Beispiel auf Eishockeyspiele der Rapperswil-Jona Lakers. Der Brandstifter könnte aber auch Geduld zeigen: «Er wartet nach jedem Brand ab, bis er sich wieder in Sicherheit wiegt.»
Für Knecht ist klar: «Solange der Täter frei ist, macht er weiter. Er wird nun von der Polizei gesucht und die Medien schenken ihm Aufmerksamkeit.» Dies könnte ihm einen zusätzlichen Ansporn geben. Dass die Brände grösser werden, ist für Knecht eher unwahrscheinlich: «Um ein grosses Objekt in Brand zu stecken, braucht es ein System.»
Ob die vier Brandserien einen Zusammenhang haben, wird laut Polizeisprecher Hanspeter Krüsi nun ermittelt. Personen, die Hinweise zu den Bränden machen können, werden gebeten, sich bei der Polizei zumelden.