«Sprengstoff lagern ist illegal»

Aktualisiert

Nach Fund bei Waldmensch«Sprengstoff lagern ist illegal»

Beim Einsiedler von Brülisau AI hat die Polizei 100 Kilo Sprengstoff gefunden. Kurz zuvor wurden bei einem Mann in Ramsei BE Sprengmittel sichergestellt. Sprengstoff-Paradies Schweiz?

von
Felix Burch

Alte Sprengmittel seien beschlagnahmt worden bei Martin B.*, hiess es, nachdem die Polizei im beschaulichen Weiler Ramsei im Emmental bei einer Hausdurchsuchung ein halbes Waffenarsenal ausgehoben hatte. Am Montag entdeckte die Polizei im innerrhodischen Brülisau beim mittlerweile verstorbenen Einsiedler Sepp M.* 100 Kilogramm «zivilen Sprengstoff». Ist es also üblich, zu Hause explosives Material zu lagern?

Roland Koster, Polizeisprecher der Kapo Appenzell Innerrhoden, sagte gleich nach dem Fund beim Waldmensch, es sei nicht ungewöhnlich, dass Leute Sprengstoff bei sich aufbewahren. Koster präzisiert am Tag danach auf Anfrage. «Wir bekommen pro Jahr etwa ein, zwei Meldungen betreffend Sprengstoff oder auch Waffen.» Dabei handle es sich jeweils um alten Sprengstoff, und auch die Waffen, wie zum Beispiel Karabiner, seien jeweils ältere Semester. «Meistens werden uns die Funde bei Hausräumungen nach dem Tod von alten Leuten gemeldet.»

Vor 1980 konnte jeder legal Sprengstoff erwerben

Markus Sigrist, Geschäftsführer der Schweizerischen Sprengstoff AG Cheddite, bekommt immer wieder Anfragen zur Entsorgung von Sprengstoff. «Enkel finden gelegentlich Zündkisten auf Heuböden oder Kellern ihrer Grossväter.» Es handle sich immer um alten Sprengstoff.

Dies hat seinen Grund. Vor 1980 war es in der Schweiz legal sich Sprengstoff zu beschaffen. Sogar in der Landi und in Baumärkten war solcher erhältlich. Vor allem Bauern kauften Sprengstoff, um Baumstrünke zu sprengen, Wege zu ebnen oder Felsen zu bearbeiten.

«Das Lagern ist nur unter restriktiven Auflagen möglich»

Die Sprengstoff-Marke Gamsit, die der Waldmensch hortete, war beliebt und ist noch immer im Strassen- und Tunnelbau verbreitet. «Heutzutage wird in der Schweiz nur noch gelegentlich Sprengstoff gefunden, das Lagern ist nur unter restriktiven Auflagen möglich», sagt Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich, der auch für den Wissenschaftlichen Forschungsdienst Zürich (WFD) Auskunft gibt. Spezialisten des WFD wurden beim Fund von Brülisau beigezogen, um die fachgerechte Entsorgung sicherzustellen. Wer zu Hause alten Sprengstoff hat, sollte sich mit der Polizei in Verbindung setzen.

Ob auf dem Land der Besitz von Sprengstoff verbreiteter ist als in der Stadt, kann Cortesi nicht sagen. Auch nicht, wie oft der WFD pro Jahr ausrücken muss - «aus taktischen Gründen».

Heute braucht man für den Kauf von Sprengstoff einen Erwerbsschein und dafür sind Prüfungen nötig. «Alles ist genau geregelt», so Koster von der Kapo Appenzell Innerrhoden. Einige wenige Bauern führten trotzdem weiter Selbstsprengungen durch. Sie sind allerdings die Ausnahme, in Zukunft dürften die Meldungen betreffend Sprengstoff-Funde seltener werden.

*Namen der Redaktion bekannt

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