«Die Taxi-Fahrer decken sich mit Waffen ein»

Aktualisiert

Überfälle auf Taxis«Die Taxi-Fahrer decken sich mit Waffen ein»

Überfälle auf Taxifahrer häufen sich. In St.Gallen wappnen sich die Chauffeure und fordern zudem Trennwände und Alarmknöpfe.

mlü
von
mlü
Taxis warten in St.Gallen beim Marktplatz auf zahlende Kundschaft.

Taxis warten in St.Gallen beim Marktplatz auf zahlende Kundschaft.

20 Minuten

«Sie drohten mir mit Schlägen, wenn ich das Geld nicht herausgebe», sagt Taxifahrer A. Der 58-Jährige wurde in der Nacht auf Mittwoch von zwei Männern (20 und 23) überfallen. Als sie anfingen, nach ihm zu greifen, habe er sich mit dem Pfefferspray zur Wehr gesetzt. «Einer der beiden schlug mir darauf die Faust ins Gesicht», so der Chauffeur weiter.

Dass dies in St.Gallen kein Einzelfall ist, bestätigen viele Taxifahrer, unter ihnen der 56-jährige Markus Kostezer. «Seit August hatte ich vier Vorfälle», sagt Kostezer. Es würden laufend Chauffeure bedrängt, bedroht, geschlagen und überfallen, doch die meisten Fahrer würden es der Polizei nicht melden. Kostezer: «Es nützt gar nichts, wenn wir zur Polizei gehen. Niemand tut etwas für uns.» Die Einvernahme koste nur wertvolle Zeit, in der Geld verdient werden könnte.

Trennwände und Alarmknöpfe

Um Überfälle zu verhindern, fordern die Taxifahrer nun Sicherheitsmassnahmen. So etwa den Einbau von durchsichtigen Trennwänden zwischen Fahrer und Gast, wie man sie aus New Yorker Taxis kennt. «Es gab schon Fälle, da sprayten Kunden dem Fahrer Pfefferspray ins Gesicht und ergriffen mit dem Geld die Flucht. Mit einer Trennwand könnten diese Vorfälle verhindert werden», glaubt Kostezer. Die Taxifahrer fordern zudem einen Alarmknopf. «Wenn etwas passiert, könnte ich nur auf den Knopf drücken und die Polizei würde kommen», sagt ein 48-jähriger Chauffeur.

Viele Taxifahrer fühlten sich im Stich gelassen, sagt Kostezer. «Bei einem Lohn von 1500 bis 2000 Franken pro Monat will man sich das Wenige, das bleibt, nicht noch abnehmen lassen.» Viele Fahrer würden deshalb Verteidigungswaffen anschaffen. Von der Polizei fühle man sich eher schikaniert als geschützt.

Gian Andrea Rezzoli, Sprecher der Kantonspolizei St.Gallen, widerspricht: «Wenn die Fahrer uns die Überfälle nicht melden, können wir den Tätern auch nicht das Handwerk legen.» Es habe durchaus eine abschreckende Wirkung auf potentielle Nachahmer, wenn ein Täter gefasst werde.

Ob die St.Galler Taxis mit Trennscheiben ausgestattet werden, liegt an den Taxiunternehmen. Rezzoli: «Persönlich fände ich es schade, wenn der Fahrkomfort auf diese Weise eingeschränkt werden würde.»

Deine Meinung zählt