Kadaver im Futter – über 200 Schafe verendet

Aktualisiert

Iselisberg TGKadaver im Futter – über 200 Schafe verendet

Weil es im Futter Tierkadaver hatte, sind in den letzten Tagen über 200 Schafe in Iselisberg an einer Vergiftung gestorben. Es ist der zweite Fall innert kurzer Zeit im Thurgau.

nab
von
nab
Der Hof in Iselisberg gilt als der grösste Milchschafbetrieb der Schweiz.
In den vergangenen Tagen sind hier über 200 Schafe an Botulismus verendet.
Laut dem Veterinäramt des Kantons Thurgau kann man von einem Vorzeigebetrieb sprechen, der hochprofessionell geführt wird.
1 / 8

Der Hof in Iselisberg gilt als der grösste Milchschafbetrieb der Schweiz.

Google Street View

In den vergangenen Tagen sind auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Urs Maier in Iselisberg TG über 200 Schafe an Botulismus verendet. Betroffen ist der grösste Milchschafbetrieb der Schweiz, er hält rund 700 Schafe. «Mit so etwas rechnet man einfach nicht. Für uns ist nicht der finanzielle Verlust das Schlimmste, sondern dass die Tiere tot sind», sagt Maier.

Weil die Todesursache zu Beginn unklar war und eine Seuche nicht ausgeschlossen werden konnte, informierte Maier unverzüglich das Veterinäramt des Kantons Thurgau sowie das Tierspital der Universität Zürich. Die ersten drei Tiere sind laut Maier am Dienstag vor einer Woche gestorben. «Wir dachten erst nicht, dass es so schlimm ist.» Gelitten hätten die Tiere aber nicht. «Sie wurden träge, ihr Körper fuhr herunter, wie bei einem Winterschlaf», so Maier.

In seinem vorläufigen Bericht kommt das Tierspital zu folgendem Schluss: «Aufgrund der Untersuchungen kann eine infektiöse Erkrankung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Die Befunde sprechen mit grösster Wahrscheinlichkeit für eine Vergiftung. Es besteht hochgradiger Verdacht auf Botulismus.»

Tierkadaver ist meist Ursache

Damit ist innerhalb weniger Wochen bereits der zweite landwirtschaftliche Betrieb im Thurgau von Botulismus betroffen: Im April waren auf einem Hof in Gachnang über 60 Kühe verendet.

Bei Schafen ist Botulismus in der Schweiz bisher kaum diagnostiziert worden. Ursache für die Vergiftung ist meistens ein Tierkadaver, der beim Mähen ins Futter gelangt. Dort entwickelt sich das Nervengift Botulinumtoxin. Im konkreten Fall war offenbar das Silofutter betroffen. Dieses wurde nun eingefroren und soll untersucht werden.

Die Krankheit kann nicht vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Trotzdem hat der betroffene Tierhalter dafür gesorgt, dass ab sofort keine Milch von seinen Schafen mehr auf den Markt kommt.

Überlebende Tiere wurden geimpft

Laut dem Veterinäramt des Kantons Thurgau kann man von einem Vorzeigebetrieb sprechen, der hochprofessionell geführt wird. Dass es nun zu diesem tragischen Vorfall kam, ist laut Kantonstierarzt Paul Witzig ein Unfall, der trotz grösster Sorgfalt in der Futtergewinnung vorkommen kann. Bei den heutigen Betriebsgrössen und der damit verbundenen Technisierung sind dann derartige Ausmasse erst möglich.

Weil es sich bei Botulismus nicht um eine Seuche handelt, trägt die öffentliche Hand gemäss heutiger Gesetzgebung nichts zum finanziellen Schaden bei. Maier hat sein restlichen Tiere nun impfen lassen. Diese kostet rund zwei bis sechs Franken pro Tier und muss zwei Mal durchgeführt werden.

Deine Meinung zählt