Kinderheim SteigInnerrhoden arbeitet ein dunkles Kapitel auf
Im früheren Kinderheim Steig in Appenzell soll es zu Vernachlässigung, körperlicher Züchtigung oder sogar Missbrauch gekommen sein.

Aufnahme vom Kinderheim Steig um 1913.
Die Regierung von Appenzell Innerrhoden entschuldigt sich bei ehemaligen Zöglingen des Kinderheims Steig. Betroffene sollen in einer wissenschaftlichen Arbeit zu Wort kommen, die die Geschichte der von Klosterfrauen geführten Institution beleuchten wird.
Die Standeskommission bedaure die persönlichen Schicksale der Betroffenen und wolle mit der Aufarbeitung der Geschichte des Heimalltags einen Beitrag zur Klärung der damaligen Sachlage leisten, teilte die Innerrhoder Regierung am Freitag mit.
Heimalltag wird beleuchtet
Weil man zum grössten Teil auf Aussagen von ehemaligen Heimkindern abstellen müsse, solle sich die Untersuchung auf die Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und den 80er-Jahren beschränken.
Die Idee zur Aufarbeitung gehe auf eine Anfrage im Grossen Rat vom vergangenen Frühling zurück. Damals habe die Standeskommission auf eine Dissertation verwiesen, die in Arbeit war. Die nun vorliegende Dissertation beleuchte jedoch vor allem die Praxis der Heimeinweisungen. Die Standeskommission habe deshalb entschieden, eine Untersuchung in Auftrag zu geben, welche den Heimalltag im Kinderheim Steig beleuchten solle.
Vernachlässigung und Missbrauch
In der ehemaligen Waisenanstalt und dem späteren Kinderheim Steig bei Appenzell wurden 130 Jahre lang bis 1982 Kinder und Jugendliche betreut. Laut einer Betroffenen, die zusammen mit ihrem Zwillingsbruder ihre ganze Kindheit im Heim verbrachte, erlebten viele Kinder Vernachlässigung, körperliche Züchtigung oder sogar Missbrauch. (sda)