Gemeindepräsident stolpert über Erbschaft

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Teufen ARGemeindepräsident stolpert über Erbschaft

Seit 40 Jahren arbeitet Walter Grob für die Gemeinde Teufen, zuletzt als Präsident. Wegen eines Erbfalls tritt erKnall auf Fall zurück.

von
jeb
Walter Grob tritt auf Ende Mai von seinem Amt als Gemeindepräsident von Teufen AR zurück.

Walter Grob tritt auf Ende Mai von seinem Amt als Gemeindepräsident von Teufen AR zurück.

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An Politkrisen ist die reiche Gemeinde Teufen nicht arm (jeder zwanzigste ist Millionär). Im Herbst letzten Jahres wurde bekannt, dass sich Gemeinderäte grosszügig Spesen auszahlen liessen. Das ging sogar so weit, dass Teilnahmen an Weihnachtsfeiern und einer Hochzeit als Arbeitszeit verrechnet wurden.

In der Folge traten drei Gemeinderäte aus dem Gremium zurück. Anfang April wurden die Nachfolger gewählt. Die Teufener Stimmbürger werden aber schon bald wieder zur Wahlurne gerufen: Am Montag teilte der Gemeinderat per Medienmitteilung überraschend mit, dass Gemeindepräsident Walter Grob auf Ende Mai zurücktreten wird.

«Vermächtnis in aussergewöhnlicher Höhe»

Laut Mitteilung ist die Vertrauensbasis für eine weitere Zusammenarbeit mit Gemeinderat und Geschäftsprüfungskommission nicht mehr vorhanden. Grund dafür ist eine Erbschaft: Eine 2015 verstorbene Person vererbte Walter Grob als Privatperson sowie einer Stiftung der Gemeinde Geld. Pikant: Grob ist von Amtes wegen Präsident der Stiftung sowie Leiter der Erbteilungskommission, welche Vermächtnisse prüft.

Dass er privat auch Begünstigter der Erbschaft ist, hat Grob dem Gemeinderat nicht mitgeteilt. Kurz vor Ostern wurde der Rat von der Geschäftsprüfungskommission (GPK) auf einen möglichen Interessenkonflikt aufmerksam gemacht. «Darauf hat der Gemeinderat mit Grob über das Thema gesprochen», so Vizepräsidentin Ursula von Burg. Der Rat sei von Grob enttäuscht gewesen. «Wir hätten erwartet, dass er von Anfang an transparent kommuniziert und beispielsweise eine Ausstandsregelung ins Auge gefasst hätte», so von Burg. Wie viel Grob geerbt hätte – die Erbteilung ist noch nicht abgeschlossen – wollte von Burg nicht bekannt geben. Nur so viel: Es handle sich um ein «Vermächtnis in aussergewöhnlicher Höhe.» Die Stiftung der Gemeinde etwa wurde mit rund vier Millionen bedacht.

Grob verliert alles

Grob wird schlussendlich nichts erben. In der Mitteilung der Gemeinde heisst es, er verzichte auf das Erbe sowie auf das Amt. Grob arbeitete seit fast 40 Jahren auf der Teufener Gemeindeverwaltung – zuerst als Gemeindeschreiber, seit 2010 als Gemeindepräsident. «In drei Jahren wäre er pensioniert worden», so von Burg. Es sei keine einfache Situation für den Rat. Grob habe wohl nicht in böser Absicht gehandelt.

Grob führt bis Ende Mai noch administrative Arbeiten aus und bereitet die Übergabe vor. Repräsentative Aufgaben übernimmt ab sofort Vizepräsidentin von Burg. Wie lange der Präsident noch Lohn bekommt, sei rechtlich noch unklar. «Neuwahlen finden möglicherweise im Herbst statt. Bis dahin suchen wir im Gemeinderat vereint nach Übergangslösungen. Wie es ab Juni weitergeht, müssen wir jetzt abklären», so von Burg, die selber kein Interesse am Präsidium bekundet.

Im Juni treten vier neue Gemeinderäte und drei neue GPK-Mitglieder ihr Amt an. Zudem soll demnächst auch der Nachfolger von Gemeinderatsschreiber Roger Böni gewählt werden, der Ende Februar dieses Jahres seinen Rücktritt bekannt gab. Somit kommt es in Teufen zu einer umfassenden Blutauffrischung.

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