Kleider, die mit den Kindern mitwachsen

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SlowfashionKleider, die mit den Kindern mitwachsen

Damit man nicht alle sechs Monate neue Kleider für die stetig wachsenden Kinder kaufen muss, entwickelte eine Appenzellerin Kleider, die mit dem Kind mitwachsen.

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Kinder wachsen und brauchen ständig neue Kleider. Eine Binsenweisheit. Dass das nicht immer so sein muss, zeigt das Projekt «Chleiderei» von Manuela Gübeli aus Speicher AR, über das dieostschweiz.ch am Montag berichtete. Gübeli lässt Kleider produzieren, die mit den Kindern mitwachsen.

«Der obere Teil des Kleides ist ausgeklügelt geschnitten, so dass die Halsweite auch noch passt, wenn das Kind wächst. Zudem passt sich ein elastisches Band der Taille an. Das Unterteil ist mit einer Druckleiste ausgestattet. Wenn das Kind gewachsen ist, kann man ein verlängerndes Stoffstück dort andrücken», erklärt Gübeli das Prinzip. Eine Verlängerung dauere zirka eine Minute, eine Verkürzung zehn Sekunden.

Biostoffe und kurze Wege

Derzeit sind vier verschiedene Röcke im Angebot, auf Herbst sind weitere acht Modelle geplant. Zudem will Gübeli mittelfristig auch Modelle für Buben entwickeln. Die Designs stammen von der 40-Jährigen, die sich dafür auf Stoff- und Trendmessen inspirieren lässt. Nähen lässt sie Teile in Deutschland und Polen. «Eigentlich wollte ich in der Schweiz nähen lassen, doch das war leider viel zu teuer.» Selbst in Polen schlagen die Nähkosten pro Stunde noch mit 22 Franken zu buche. «In Asien kann man mit einem Franken pro Stunde kalkulieren.»

Doch eine Produktion in Asien kommt für Gübeli nicht in Frage, da der Nachhaltigkeitsgedanken bei ihr von zentraler Bedeutung ist. Kurze Wege und Biostoffe gehören deshalb bei der «Chleiderei» zum Konzept. Auf die Idee gekommen ist Gübeli, als sie für ihre mittlerweile 5-jährige Tochter regelmässig andere Kleider kaufen musste. Da fing sie an zu experimentieren und seit kurzem sind die Kleider marktreif.

Ein Kleid drei Jahre lang tragen

Die Kleider laufen unter dem Label «Slowfashion» – ein Gegentrend zu «Fastfashion», wobei jede Saison neue Kleider auf den Markt geworfen werden, um den Konsum anzukurbeln. Die Kleider sind somit nachhaltiger als Röcke ab der Stange, haben jedoch auch ihren Preis. Ein Kleid kostet 94 Franken.

Diese können von den Kinder für mindestens drei Jahre getragen werden.

Die Kleider können im Onlineshop von Chleiderei.com oder bei Formidabel an der St. Georgen-Strasse in St. Gallen erworben werden. Mit weiteren Läden ist Gübeli im Gespräch. Möglicherweise wird es auch bald Kleider für Erwachsene bei der Chleiderei geben. Gübeli denkt dabei an ein Kleid, das tagsüber für das Büro lang getragen wird, abends für den Ausgang kürzer gemacht werden kann.

Das Kleinunternehmen «Chleiderei» aus Speicher AR stellt nachhaltige Kinderkleider her, die mit den Kindern mitwachsen.

In diesem Video wird erklärt, wie die Chleiderei-Kleider funktionieren. (Video zVg)

Slow Fashion

Slow Fashion steht für nachhaltige und bewusste Mode. Sie beschreibt den Wandel zu mehr Verantwortung und Respekt für Mensch und Umwelt und ein verändertes Bewusstsein gegenüber dem Produkt, dessen Ursprung sowie dem eigenen Konsumverhalten. Slow Fashion bedeutet Entschleunigung: Für die umweltschonende Herstellung und Auswahl der Rohstoffe; für die nachhaltige Produktion und die hochwertige Verarbeitung; für den fairen Handel; für den Gebrauch und die Haltbarkeit von Kleidung. Angelehnt an andere «Langsam»-Bewegungen wie Slow Food besitzen die Produkte oftmals eine regionale Herkunft mit kurzer Produktionskette

. Die einzelnen Schritte von der Faser bis zur Verarbeitung sind sichtbar. Dabei wird auf Chemie möglichst verzichtet und auf die Entwicklung neuer nachhaltiger Materialien und zukunftsfähiger ressourcenschonender Technologien gesetzt. Nachhaltige Mode ist durch ausgewiesene Textilsiegel zertifiziert.

Zur Slow Fashion zählt nicht nur aus biologischen und recycelten Materialien hergestellte Mode, sondern auch gebrauchte Kleidung. Das Prinzip des Wegwerfens und Neukaufens bekommt durch den reuse-Trend eine starke Gegenbewegung. Im Internet finden sich zahlreiche neue Kleidertausch- und Secondhandplattformen, die sogar Designer-Mode zur Miete anbieten.

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