Russischer Arzt rückt Klinik ins Zwielicht

Aktualisiert

Goldach SGRussischer Arzt rückt Klinik ins Zwielicht

Ob Autismus, Parkinson oder Diabetes behandeln: Ein russischer Arzt bietet seine umstrittenen Dienste in einer Privatklinik in Goldach SG an. Dort geht man auf Distanz.

Die Klinik St. Georg in Goldach: Hier bietet die Firma Swiss Medica XXI Century SA umstrittene Stammzellen-Behandlungen an.

Die Klinik St. Georg in Goldach: Hier bietet die Firma Swiss Medica XXI Century SA umstrittene Stammzellen-Behandlungen an.

Kein Anbieter

Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, hat sich in der Goldacher Klinik St. Georg die Firma Swiss Medica XXI Century SA eingemietet. Hinter der Firma steckt der russische Arzt Nikolay Vorobyev. Dieser betreibt Kliniken in Russland und Serbien, die unter anderem einen «komplett schmerzfreien» Entzug von harten Drogen innert zwei bis vier Tagen versprechen.

Doch auch bei Parkinson, Diabetes, Autismus oder Hirnschädigungen nach einem Schlaganfall verspricht die Firma Hilfe. Das Geheimnis: Stammzellentherapie. Den Patienten wird mit einer grossen Spritze Fettgewebe entzogen, danach werden die Stammzellen maschinell separiert, behandelt und die konzentrierte Stammzellflüssigkeit dem Patienten wieder intravenös zugeführt. Die so aufbereiteten Stammzellen würden automatisch an jene Stelle im Körper wandern, welche versehrt sei, und die dort abgestorbenen Zellen ersetzen, so die Firma. Dieses Verfahren ist in der Schweiz jedoch nicht zugelassen.

60'000 Franken für eine Behandlung

«Weder die Firma Swiss Medica XXI Century SA noch die St.- Georg-Klinik verfügen über Bewilligungen von Swissmedic für den Umgang mit Transplantatprodukten», sagt das Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic auf Anfrage der «SonntagsZeitung».

Gegenüber den Behörden gibt die Firma an, die besagte Therapie werde nur im Ausland angewendet. Auf Anfrage der Zeitung erklärt eine Mitarbeiterin von Swiss Medica jedoch, die Behandlung könne auch in Goldach durchgeführt werden. Kostenpunkt: 60'000 Franken.

Bei Fachleuten schrillen ob der Angaben von Swiss Medica die Alarmglocken. Adrian Heuss vom Nationalfonds-Forschungsprogramm Stammzellen und regenerative Medizin sagt gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Hier wird mit sogenannt adulten Stammzellen gearbeitet, also Zellen, die dem erwachsenen Körper entnommen wurden. Sie können sich eben nicht in jede beliebige Körperzelle verwandeln.»

«Das sind Scharlatane»

Florian Lampert, Plastischer Chirurg am Universitätsklinikum in Freiburg im Breisgau, fügt an: «Es ist Unsinn, Stammzellen einfach über die Blutbahn in den Körper zu schütten und zu glauben, dass sie dann wie kleine Roboter oder Heinzelmännchen ein geschädigtes Organ reparieren könnten.» Ausserhalb klinischer Studien sei dies unseriös und gefährlich, sagt Lampert. Die von Swiss Medica angepriesene Therapie könnte die Patienten sogar kränker machen – Spezialisten reden laut dem Berucht von Krebs.

Adrian Heuss doppelt nach: «Ärzte oder Geschäftsleute, die jetzt schon solche Therapien als Heilung anbieten, sind Scharlatane. Sie spielen mit der Hoffnung der Kranken.»

Kurt Kaufmann, Direktor der Klinik St. Georg, sagt: «Swiss Medica hat bei uns seit kurzem einen Raum gemietet. Es sollen vor allem die üblichen Check-ups der Klinik St. Georg für die Patienten von Swiss Medica angeboten werden.» Ganz wohl ist Kaufmann dabei offenbar nicht. Denn er fügt an, die Bilder der Klinik müsse Swiss Medica jetzt von ihrer Internetseite entfernen. «Wir distanzieren uns von allem, was auf der Internetseite von Swiss Medica über Stammzelltherapien steht», so der Klinikdirektor. (20 Minuten)

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