«Es war alles voller Blut, wie in einer Metzgerei»

Aktualisiert

Bazenheid SG«Es war alles voller Blut, wie in einer Metzgerei»

Bei einem Streit in Bazenheid soll Hichem S. (28) seinen Bruder Shemshedin (33) erstochen haben. «Es war alles voller Blut», sagt ein Augenzeuge.

lad/vro/jeh/ehs
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Hichem S. (28) soll am Montag, 16. Oktober 2017 in Bazenheid SG seinen 33-jährigen Brüder Shemshedin erstochen haben.
Liess sich von der Polizei widerstandslos festnehmen: Hichem S. (28).
Bekannte sagen, Hichem sei seit etwa zehn Jahren in einer «Phase» und grüsse nicht mehr auf der Strasse. Sein Bruder, das Opfer, sei der Vernünftigere der beiden gewesen.
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Hichem S. (28) soll am Montag, 16. Oktober 2017 in Bazenheid SG seinen 33-jährigen Brüder Shemshedin erstochen haben.

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Auslöser für die Tat vom Montag war laut Informationen von 20 Minuten ein Familienstreit. Der 33-jährige Shemshedin S. soll den Vater beleidigt haben, worauf Hichem S. (28) mit einem Messer vor diesen gestanden sei. In der Folge kam es im Zuge einer Auseinandersetzung zum Messerangriff, bei dem Shemshedin tödlich verletzt wurde. Laut Informationen von 20 Minuten erlitt Shemshedin eine Stichwunde am Hals.

Er konnte sich zwar noch aus der Wohnung vor eine Arztpraxis in der Nachbarschaft retten. Blutspuren auf dem Boden zeugen von seinem Überlebenskampf. Eine Ärztin versorgte den Schwerverletzten. Die Rega flog den Mann ins Spital. Dort erlag Shemshedin S. rund eineinhalb Stunden nach der Tat aber seinen Verletzungen. Die Polizei konnte Hichem S. noch in der Wohnung festnehmen, nachdem sie von Familienangehörigen verständigt worden war. Der mutmassliche Täter leistete keinen Widerstand. Anwohner Joseph Wolf war kurz nach der Tat in der Arztpraxis, in der Shemshedin S. erstversorgt wurde. «Alles war voller Blut. Es sah aus wie in einer Metzgerei», sagt er (siehe Video).

Nach der Bluttat in Bazenheid erzählt ein Anwohner über den Täter.

Anwohner Joseph Wolf äussert sich zum Messerangriff. (Video: lad)

Ein Bekannter aus der Schule sagt, Hichem habe sich stark verändert. Seit zehn Jahren sei er in einer «Phase», kleide sich schwarz und grüsse nicht mehr auf der Strasse. Sein Bruder, der erstochene Shemshedin, sei anders und gelte als der Vernünftige. Ein Arbeitskollege des Vaters, der die Familie gut kennt, beschreibt Shemshedin gegenüber 20 Minuten als offenen, herzlichen Mensch und leidenschaftlichen Fan des Fussballclubs PSG. Auch der Vater, der als Dolmetscher arbeitet, sei ein warmherziger Mann, den er sehr schätze.

Offenbar wurde das Haus der Familie an die Brüder vererbt. Im Sommer verkaufte Hichem einen Teil des Gebäudes seinem Bruder Shemshedin. Hichem habe Geldprobleme und sei verschuldet, sagt ein Bekannter. Im September wurde das Haus von der Familie an einen Dritten verkauft, wie 20 Minuten weiss.

Nie Anlass zu Klagen

Eine Nachbarin spricht von einer «unauffälligen Familie». Dazu gehören neben dem Vater und der Mutter, einer Schweizerin, offenbar vier Brüder. Der verstorbene Shemshedin soll der zweitälteste der drei Brüder sein, der mutmassliche Täter der zweitjüngste.

Eine Lehrerin sagt, im Gegensatz zu anderen, schwierigen Familien im Ort sei die Familie S. nie negativ aufgefallen. Die Brüder seien ruhig gewesen. Auch ein Mitarbeiter der Schule sagt, die Brüder hätten nie Anlass zu Klagen gegeben.

«Man sah die Familie nicht im Dorf»

Ein Bekannter der Familie bezeichnet sie hingegen als zurückgezogen. «Man sah die Familie kaum im Dorf», sagt er. Insbesondere der Vater habe sich kaum blicken lassen. Familienmitglieder hätten auf ihn einen zurückgezogenen, fast schon depressiven Eindruck gemacht.

Während des Streits befanden sich neben dem Beschuldigten und dem Opfer ein weiterer Bruder und die Eltern in der Wohnung. Nach jetzigen Kenntnissen wohnten der 28- und der 33-Jährige nicht mehr bei ihren Eltern, aber in der Region.

Die Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen hat ein Strafverfahren eröffnet und wird in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei St.Gallen den Sachverhalt untersuchen. Für die Angehörigen wurde die psychologische Erste Hilfe aufgeboten.

Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St. Gallen äussert sich zum Fall. (Video: 20min)

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