Somalische Familie: «Wir sind tief enttäuscht»

Aktualisiert

KopftuchverbotSomalische Familie: «Wir sind tief enttäuscht»

Nach dem Kopftuchverbot an der Schule in Au-Heerbrugg SG wollen die betroffenen Somalier Beschwerde einreichen. Grund: Das Verbot schränke die Religionsfreiheit ein.

Daniel Steiner
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Daniel Steiner
Somalische Mädchen aus Au-Heerbrugg: Sie lieben ihre Schule und ihr Kopftuch.

Somalische Mädchen aus Au-Heerbrugg: Sie lieben ihre Schule und ihr Kopftuch.

Zwei Drittel der Bürger von Au-Heerbrugg haben sich am Sonntag für ein Kopftuchverbot ausgesprochen. Nun meldet sich die somalische Familie, wegen der es überhaupt zur Abstimmung gekommen war, erstmals zu Wort. «Wir sind sehr betroffen über den Entscheid. Wir fühlen uns in unserer Religionsfreiheit eingeschränkt», liess die Mutter über ihre Dolmetscherin Leyla Kanyare ausrichten.

Familie will Rekurs einlegen

Die Familie mache eine harte Zeit durch. «Die Mädchen leiden darunter. Sie lieben die Schule und ihr Kopftuch. Jetzt werden sie vor eine unzumutbare Entscheidung gestellt.»

Die Familie werde das Kopftuchverbot nicht akzeptieren: «Wir werden unsere rechtlichen Mittel ausschöpfen und hoffen dabei auf das Verständnis der Bevölkerung.» Am Montag gingen die beiden Mädchen wieder zur Schule – mit dem Kopftuch. Dies ist vorerst noch legal, innert zehn Tagen muss die Familie jedoch Rekurs einlegen.

Bis vor Bundesgericht?

Ein Rekurs hätte aufschiebende Wirkung – die Mädchen dürften weiter mit dem Kopftuch zur Schule. Entscheidet am Ende das Bundesgericht, ob das Verbot mit der Religionsfreiheit vereinbar ist, und sorgt damit für einen Präzedenzfall, könnten Jahre vergehen. Dann haben die Schwestern, die zurzeit die 5. respektive 6. Klasse besuchen, die Schule bereits verlassen. Die Familie hofft derweil auf eine Wende zum Guten. «Trotz des grossen Wirbels versuchen wir unser gewohntes Leben fortzuführen.»

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