St. GallenTierschützer wegen Flyer-Aktion verhaftet
Tierschützer Erwin Kessler wurde am Samstag in St. Gallen von Polizisten abgeführt. Er bezeichnet das Ganze als Gestapo-Aktion und wirft der Polizei Machtmissbrauch vor.

Tierschützer Erwin Kessler. (KEYSTONE/Edi Engeler)
Erwin Kessler verteilte am Samstagnachmittag vor dem Modegeschäft Weber in der St. Galler Innenstadt Flugblätter mit einem gefälschten Mode-Weber-Inserat. Das Inserat war bereits in der Zeitung abgedruckt worden und hatte für Diskussionsstoff gesorgt. Ziel des Inserates war es, gegen Pelze aus Fallenjagd und Käfighaltung zu protestieren.
Etwa 40 Minuten lang verteilte Kessler laut «Ostschweiz am Sonntag» die Flyer. Dann plötzlich kam die Polizei. Weil Kessler nicht aufhören wollte, Flyer zu verteilen, wollte ihn die Polizei abführen. Dafür waren allerdings mehrere Polizisten, uniformiert und in Zivil, nötig, denn Kessler wehrte sich nach Kräften gegen die Verhaftung.
Kessler sieht sich als Opfer von Staatsgewalt
Laut Kesslers Anwalt Rolf W. Rempfler werde seinem Mandanten vorgeworfen, gegen eine städtische Bestimmung verstossen zu haben, wie die «Ostschweiz am Sonntag» schreibt. Diese Bestimmung besagt, dass das Verteilen von Flugblättern bewilligungspflichtig ist. «Wir meinen aber, dass es eine bewilligungsfreie Einmann-Aktion war», sagt Rempfler gegenüber der «Ostschweiz am Sonntag».
Gegenüber TVO macht Kessler am Tag nach der Verhaftung deutlich, dass er sich als Opfer der Staatsgewalt fühlt. «Ich bin völlig friedlich dagestanden, habe niemanden belästigt oder behindert und habe freundlich die Flugblätter verteilt», sagt Kessler. Für ihn ist es unverhältnissmässig, dass die Polizei dann plötzlich so hart eingriff. «Das ist reine Einschüchterung des Bürgers, der etwas zu kritisieren hat», so Kessler gegenüber TVO.
Polizei mit Gestapo verglichen
Auf seiner Homepage wird Kessler noch deutlicher. Hier bezeichnet er die Polizisten als Mitglieder der Gestapo. Dass er sich gegen die Verhaftung gewehrt habe, ist für den Tierschützer selbstverständlich.
Schon während der Flyer-Aktion kamen sich Kessler und zivile Polizisten in die Haare. Die Polizei will deshalb auch nichts von Machtmissbrauch wissen. «Kessler hat sich unseren Massnahmen widersetzt. Wir haben ihm wiederholt gesagt, er solle aufhören, Flyer zu verteilen», sagt Dionys Widmer, Mediensprecher der Stadtpolizei St. Gallen. Die Polizei wirft Kessler Behinderung der Amtshandlung und Missachtung polizeilicher Weisungen vor. Kessler selbst ist sich keiner Schuld bewusst.