Soubey JU«Steinzeit»-Dorf bangt um TV-Bilder von der EM
Der Wechsel von analog zu digital hat für ein kleines Dorf im Jura gravierende Folgen: Es wird mehrere Monate lang vom TV-Netz abgeschnitten sein.
Bald werden Gemeindepräsident Vincent Steullet und seine 135 Einwohner auf einen schwarzen Bildschirm starren. Denn das Dorf wechselt vom analogen zum digitalen Fernsehen und gleichzeitig auch den Anbieter, dies haben die Einwohner der Gemeinde entschieden. Am 29. Februar ist es so weit. «1964 hatten wir einen Schwarzweiss-Fernseher, 1972 wechselten wir auf Farbe und 2016 haben wir gar nichts mehr», sagt Steullet aufgebracht zu «Le Matin».
Soubey ist ein Dorf im Jura, das ohne eine einzige Handyantenne und damit ohne Handys auskommt – um Elektrosensible anzuziehen. Aber jetzt, wo jeder ein Smartphone in der Tasche hat, werden beim analogen Fernsehen immer mehr Kanäle gestrichen. Der Anbieter EBL Telecom, der bis jetzt das Fernsehen in die Gemeinde brachte, hat in den letzten Jahren die Anzahl Kanäle schrittweise reduziert.
Bewohner entschieden sich gegen bisherigen Anbieter
Jetzt bietet er nur noch digitales Fernsehen an und löscht alle analogen Kanäle. Das wäre kein Problem, hätte die Gemeindeversammlung von Soubey den Vertrag mit EBL Telecom nicht aufgelöst. Denn die Bewohner entschieden sich gegen das Angebot von EBL, 1500 Franken pro digitalen Hausanschluss zu zahlen.
Peter Lanz, Direktor von EBL Telecom, fühlt sich betrogen. Er habe in eine nicht profitable Randregion investiert und sei abserviert worden, moniert er. «Die Leitungen haben wir bereits verlegt. Wir hätten nur noch die Glasfasern dort einziehen müssen und die Gemeinde hätte es nichts gekostet.»
Gemeinde sucht Gönner
Aber die Bürger wählten das Angebot der Swisscom, bei dem für 90'000 Franken die gesamte Gemeinde mit Glasfaserleitungen neu erschlossen wird. «Jetzt sind wir die Familie Feuerstein», sagt Steullet, der damit auf jene TV-Serie Bezug nimmt, die in der Steinzeit spielt.
Der Kredit über 90'000 Franken werde nun der Gemeindeversammlung vorgelegt. Der schwierigste Teil werde aber sein, das Geld zu beschaffen, sagt der Gemeindepräsident. So hohe Kosten könne man der Gemeinde nicht anlasten. «Wir werden Gönner suchen müssen.»
Anschluss steht wohl erst im Herbst
Bis die Finanzierung gesichert sei und die Leitungen gelegt seien, seien die Euro 2016 und die Olympischen Spiele in Rio Vergangenheit, glaubt Steullet. Frühestens im Herbst stehe der Strauss digitaler Kanäle zur Verfügung. Dafür bringe die optische Faser neu auch einen Breitband-Internetanschluss in die drei Hotels und 60 Häuser.