Der Verdächtige hat die Tat lange geplant

Aktualisiert

UBS-Banker erpresstDer Verdächtige hat die Tat lange geplant

Neue Erkenntnisse im Erpressungsfall um die Genfer UBS-Filiale: Der mutmassliche Täter wurde im Mai mit Grundrissplänen der Bank erwischt - und freigelassen.

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Die Polizei fahndet mittlerweile international nach dem mutmasslichen Erpresser.

Die Polizei fahndet mittlerweile international nach dem mutmasslichen Erpresser.

Nachdem ein Unbekannter vergangene Woche einen Bankangestellten einer UBS-Filiale in Cornavin erpresst und so 1,2 Millionen Franken erbeutet hat, soll die Polizei nun einen Hauptverdächtigen im Visier haben. Es handle sich um einen 24-Jährigen, der im französischen Marseille aufgewachsen und vor rund vier Jahren nach Genf gekommen ist. Bei der Polizei ist er kein unbeschriebenes Blatt, wie «Le Matin Dimanche» schreibt.

Denn im Mai dieses Jahres seien bei einer Kontrolle beim jungen Mann Pläne des Grundrisses einer Bankfiliale gefunden worden. Es handelte sich um die Geschäftsstelle in Cornavin. Wegen Verdachts auf eine geplante kriminelle Handlung wurde der 24-Jährige deshalb verhaftet. Aus Mangel an Beweisen musste er aber im August wieder auf freien Fuss gesetzt werden - wenige Wochen vor dem Erpressungsfall.

Damit nicht genug: Als die Polizei nach dem Coup die Überwachungsbänder der Bankfiliale sichtete, erkannte sie den Täter sofort, wie «Le Matin» am Montag berichtete. Zu seinem Onkel habe der 24-Jährige ausserdem kurz nach seiner Haftentlassung im August gesagt, dass er die Schweiz verlassen wolle.

Kriminelle Vorgeschichte

Die Verbrecher-Karriere des jungen Franzosen hat aber schon früher begonnen: Bereits im März 2010 habe er das «Casino du Lac» in Meyrin überfallen und eine halbe Million Franken erbeutet, wie «Le Matin Dimanche» weiter berichtet. Damit kam er aber nicht weit, da er kurz darauf von der Polizei verhaftet wurde. Damals wurde der junge Mann zu dreissig Monaten Haft verurteilt, 15 davon musste er im Gefängnis verbringen.

International gesucht

Kaum draussen, wurde er schliesslich im Sommer 2011 wieder verhaftet: Die Polizei fand in seinem Auto Masken, acht Mobiltelefone und SIM-Karten, Klebeband und weitere verdächtige Gegenstände. Wegen des Verdachts auf eine geplante Straftat wurde der 24-Jährige wieder dem Richter vorgeführt. Dieser soll den Beschuldigten gefragt haben, ob er etwas aus seiner letzten Inhaftierung gelernt habe.

Der Verdächtige bejahte und gab an, dass er die Gegenstände für ein imaginäres Szenario gekauft habe. Er habe sich von Krimiserien wie «NCIS» inspirieren lassen. Das Gericht liess sich davon aber nicht überzeugen, der Verdächtige wanderte wiederum für 15 Monate in den Knast. Kaum war er wieder auf freiem Fuss, dauerte es nicht lange und der Beschuldigte wurde wieder von der Polizei aufgegriffen.

Mittlerweile sei der mutmassliche Erpresser international zur Fahndung ausgeschrieben, wie «Le Matin» schreibt. Offen bleibt die Frage, wie der Verdächtige an die Grundrisspläne der Bankfiliale herangekommen ist. Sein Onkel, bei dem er zuvor gelebt habe, vermutet den 24-Jährigen in Frankreich.

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