Wegen Auschwitz-Witz seit Jahren arbeitslos

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Waadtländer LehrerWegen Auschwitz-Witz seit Jahren arbeitslos

Mit einem geschmacklosen Foto vor dem Eingang des KZ Auschwitz löste ein Waadtländer Pädagoge 2011 Empörung aus. Seither ist er arbeitslos.

lüs
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Es passierte vor fünf Jahren während einer Weiterbildungsreise zum Konzentrationslager Auschwitz in Polen: Bernard Junod, Lehrer aus dem Kanton Waadt, posierte lachend vor dem Eingang des KZ – mit einer Packung Nasi-Goreng in der Hand. Mit dem Fertiggericht wollte Junod offenbar eine Art Wortspiel machen, das nur in französischer Sprache leidlich funktioniert – wegen der ähnlich klingenden Aussprache von «Nazi» und «Göring».

Der nicht nur misslungene, sondern auch überaus geschmacklose Scherz hatte Folgen für den heute 38-jährigen Pädagogen: Der Kanton Waadt feuerte ihn. Vergeblich wehrte sich Junod gegen seine Entlassung – und pochte darauf, er habe eine jüdische Grossmutter und damit das Recht, solche Witze zu machen. Dazu gehörte für ihn auch, dass er in einem Online-Eintrag Adolf Hitlers Buch «Mein Kampf» als seine Lieblingslektüre aufführte.

Ausgerechnet mit Dieudonné posiert

Die Geschichte verfolgt Junod auch noch ein halbes Jahrzehnt nach dem Besuch in Auschwitz: Eine feste Stelle als Lehrer hat er nicht mehr gefunden. Die letzte Absage kam vom Bildungsdepartement des Kantons Freiburg, wie Junod zu «Le Matin» sagt.

Beim Kanton Freiburg heisst es dazu, das Nasi-Goreng-Foto sei nicht der einzige Grund für die Ablehnung: Zusätzlich geschadet hat ihm, dass er auf Facebook für ein weiteres Scherz-Bild nackt posiert und dass er ein Foto veröffentlicht hat, auf dem er mit Dieudonné posiert – also ausgerechnet mit jenem französischen Komiker, dem Antisemitismus vorgeworfen wird.

«Jeder Häftling hat ein Recht auf Vergessen»

Junod beklagt sich über sein Schicksal: «Jeder, der aus dem Gefängnis kommt, hat ein Recht auf Vergessen. Nur ich nicht – und das trotz eines sauberen Strafregisterauszugs», sagt er zu «Le Matin». Weil er seinen Lehrerberuf nicht mehr ausüben kann, hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser – und zog zeitweise in Länder, in denen das Leben billig ist: Moldawien, Costa Rica. Wenn er bis Ende Jahr keinen Job finde, werde er nach China zügeln, kündigt er an.

Aus dem Vorfall vor fünf Jahren habe er mittlerweile aber gelernt, betont Junod: «Vor fünf Jahren war ich ein Provokateur. Ich glaubte, mir könne nichts passieren, weil die Leute meinen Humor verstanden haben. Und vor meiner Klasse habe ich nie über solche Themen gescherzt.»

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