Französische Polizisten schiessen in der Schweiz

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Ärger in GenfFranzösische Polizisten schiessen in der Schweiz

Polizisten aus Frankreich haben auf das Auto eines Drogenkuriers geschossen – auf Schweizer Boden. Den Bericht zum Fall sollen sie manipuliert haben. Jetzt schaltet sich die Genfer Justiz ein.

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Die Polizei startete ihre Aktion im französischen Grenzort Annemasse, wo sie den Verdächtigen in einer Kontrolle schnappen wollte.

Die Polizei startete ihre Aktion im französischen Grenzort Annemasse, wo sie den Verdächtigen in einer Kontrolle schnappen wollte.

Keystone/Gaetan Bally

Französische Kriminalfahnder haben am 12. Mai in Annemasse Kontrollen durchgeführt. Sie hatten einen Hinweis erhalten, dass an diesem Tag eine grosse Kokainlieferung erwartet werde. Doch der Einsatz ging schief: Der Verdächtige konnte sich mit seinem Porsche Cayenne der Kontrolle entziehen und über die Grenze in die Schweiz fliehen.

Daraufhin kam es zu einer Verfolgungsjagd im Grenzgebiet. Wie die «Tribune de Genève» aus einem Rapport eines beteiligten Polizisten zitiert, gaben die Beamten erstmals auf französischem Boden Schüsse ab – als der Fahrer auf sie zuraste.

Wurde der Polizeivertrag verletzt?

Anschliessend floh der Verdächtige, die französischen Polizisten auf den Fersen, wieder in die Schweiz. Die Beamten rasten dort mit 120 km/h ausserorts hinterher, in der Gemeinde Puplinge fuhren sie mit 110 km/h durch eine Tempo-30-Zone. Während der Fahrt gaben sie weitere Schüsse ab, jedoch ohne zu treffen. Die ganze Operation missglückte, der Verdächtige konnte fliehen. Der verlassene Porsche wurde später mit Spuren von Kokain im Innern zwei Ortschaften weiter, in Meinier GE, gefunden.

Nun werden Stimmen laut, dass die französische Polizei widerrechtlich gehandelt habe. Der schweizerisch-französische Polizeivertrag verlangt, dass eine Verfolgung spätestens dann kommuniziert werden muss, wenn die Grenze überschritten wird. Laut der Zeitung ist diese Information im Fall des Drogenkuriers zu spät erfolgt.

Schussabgabe war gefährlich

Nach der Aktion seien die Fahnder sofort zurück nach Frankreich gefahren. Auch das verstösst gegen die Regeln. Denn gemäss Abkommen müssten die beteiligten Beamten nach jeder Verfolgung unverzüglich bei der lokalen Polizeistelle vorsprechen, auf deren Territorium die Aktion stattgefunden hat. Stattdessen hätten die Schweizer Beamten jedoch lediglich durch Zufall davon erfahren, dass auf ihrem Gebiet Schüsse abgegeben worden sind, schreibt die Zeitung weiter.

Das stösst den Genfern sauer auf: Sie kritisieren ihre französischen Kollegen scharf, weil die Schussabgaben ungerechtfertigt, riskant und gefährlich gewesen seien. Zwar liegt die Entscheidung im Ermessen eines jeden Beamten, geschossen werden darf aber nur zum Selbstschutz.

Franzosen sollen falsche Angaben gemacht haben

Nun hat die Staatsanwaltschaft in Genf eine Untersuchung eröffnet, wie Generalstaatsanwalt Olivier Jornot der Zeitung bestätigt. Bei Schussabgaben von Schweizer Polizisten auf Schweizer Boden sei dies nicht ungewöhnlich. Dass französische Beamte bei ihm vorsprechen müssen, komme jedoch seltener vor. Gemäss der Zeitung hätten die Beamten auch falsche Angaben zur Herkunft des Hinweises gemacht und so den Bericht zum Vorfall manipuliert. Die Ermittlungen sollen dies nun ans Licht bringen.

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