Raser-ProzessMit 324 km/h auf der A1 – nun vor Gericht
Der wohl schnellste Raser der Schweiz muss sich in Lausanne vor Gericht verantworten: Er war in einem Bentley mit über 300 km/h über die Autobahn gefegt.

Auf dem Handy des Angeklagten waren Aufnahmen der Raser-Fahrt gespeichert die Anklage nutzt diese als Beweismittel (Symbolbild).
Ein 31-jähriger Versicherungsmakler steht seit Dienstag vor dem Lausanner Strafgericht. Er muss sich einerseits wegen illegalen Handels mit Medikamenten verantworten, andererseits dafür, dass er den Geschwindigkeitsrekord auf einer Schweizer Autobahn aufgestellt hat.
Im April 2011 soll der Angeklagte mit einem 600 PS starken Bentley Continental unglaubliche 324 km/h schnell gerast sein. Auf der Autobahn A1 zwischen dem Genfer Flughafen und Coppet VD filmte er seinen Tempoexzess um 3.30 Uhr morgens mit seinem Handy mit.
Vor Gericht bestreitet der 31-Jährige jede Verantwortung für den Temporausch. Er beteuert im Gegenteil, er sei nur als Passagier auf dem Rücksitz der Luxuskarosse mitgefahren, weil er den Kauf eines solchen Wagens ins Auge gefasst habe.
Gemäss dem für die Ermittlungen zuständigen Polizeioffizier, der vom Gericht angehört wurde, ist diese Version nicht glaubwürdig, weil sie nicht den gefilmten Bildern entspricht. Die Hand des Angeklagten am Lenkrad sei zu sehen, zudem seien keine Geräusche von weiteren Personen auf dem Video zu hören. Ein weiteres Argument des Ermittlers: Die Aufnahme sei zu weit vorne im Wagen aufgenommen, als dass es ein Beifahrer auf dem Rücksitz hätten vornehmen können.
30'000 Tabletten Dormicum verkauft
Der Schweizer muss sich neben seinem Temporausch auch wegen illegalen Handels mit Medikamenten mit einem Arzt aus Genf verantworten. Der angeklagte Arzt soll eine Bestellung von 300 Schachteln à 100 Tabletten des starken Schlafmittels Dormicum aufgegeben haben, die sein Komplize – der Versicherungsmakler – zu einem höheren Preis weiterverkauft habe.
Dormicum ist ein rasch und stark wirkendes Einschlafmittel und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Eine Tablette kostet in der Apotheke etwa 88 Rappen, auf dem Schwarzmarkt soll Dormicum für acht bis 40 Franken pro Stück verkauft werden können.
Die zwei Männer behaupten, sie hätten eine saudische Familie mit den Medikamenten beliefert. Sie sind wegen schweren Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt.
Der Wiederverkäufer erklärte vor Gericht, er habe gutgläubig gehandelt und nicht gewusst, dass er etwas Illegales mache. Der Arzt hingegen sagte, er habe seinem Freund vertraut und dessen Version geglaubt, wonach dieser schon öfter Familien in der Region Genf beliefert habe.
Der 31-jährige Makler gab seinerseits weiter zu Protokoll, er habe die Medikamente auf Anforderung eines Chauffeurs einer saudischen Familie mit Aufenthalt in Genf geliefert. Indem diese beiden die Medikamente zu einem höheren Preis verkauften, dürften sie zusammen einen Gewinn von 5000 Franken erzielt haben.