35 VerletzteLokführer stirbt bei Zug-Crash
Bei einer Frontalkollision zweier Züge in der Nähe von Granges-près-Marnand bei Payerne ist einer der Lokführer ums Leben gekommen. 35 Personen wurden verletzt, 5 von ihnen schwer.
Nach dem schweren Zugunglück im Kanton Waadt herrscht jetzt Gewissheit: Der Lokführer, der im Wrack eingeklemmt wurde, ist tot. Rettungskräfte bargen den Mann gegen 1.30 Uhr, wie die Kantonspolizei Waadt mitteilt. Es wurde eine Autopsie angeordnet.
5 Personen wurden beim Crash schwer verletzt, 30 weitere erlitten leichte Verletzungen, wie Jean-Chistophe Sauterel von der Kapo Waadt vor Ort an einer ersten Pressekonferenz um 20.30 Uhr sagte. Alle Opfer sind Schweizer.
Insgesamt 26 Verletzte sind in verschiedene Spitäler in Montreux, Lausanne, Payerne, Fribourg und Yverdon überführt worden. Die anderen Verletzten wurden vor Ort gepflegt und erhielten psychologische Unterstützung. Die Gemeinde Vallbroye stellte zunächst einen Saal zur Verfügung, in dem die Verletzten untergebracht werden konnten. Die SBB sprachen den Verletzten ihr Mitgefühl aus. Eine Notfallnummer für Angehörige der Verletzten wurde installiert: 0800 722 233.
Züge ineinander verkeilt
Zum Unfall kam es am Montagabend auf der Strecke zwischen Lucens und Granges-Marnand. Zwei Regionalzüge der SBB stiessen zusammen. Der Aufprall war so heftig, dass sich die Wagen ineinander verkeilten. Insgesamt befanden sich 46 Personen in den beiden Fahrzeugen.
Die Kollision ereignete sich, als ein Zug im Bahnhof ankam, während ein anderer zu früh losfuhr, wie Pierre-Olivier Gaudard, Mediensprecher der Kantonspolizei Waadt, auf Anfrage sagte. Einer der Züge war von Lausanne nach Payerne VD unterwegs, der andere fuhr dieselbe Strecke in der Gegenrichtung. Bei der Polizei ging um 18.46 Uhr ein Alarm ein. Polizei, Feuerwehr und insgesamt 20 Ambulanzen sowie ein Helikopter waren schnell vor Ort.
«Blut floss von der Führerkabine»
Die Linie Palézieux - Payerne ist unterbrochen. Zwischen Moudon und Payerne fallen die S-Bahnzüge von Lausanne nach Payerne aus. Bahnersatzbusse sind aufgeboten.
Schwere Maschinen zur Bergung im Einsatz
Wie lange die Bergungsarbeiten dauern werden, ist noch unklar. Ein 200 Tonnen schwerer Kran sowie weitere Hilfsmittel wurden eingesetzt, um in die ineinander verkeilten Züge voneinander zu trennen.
Zur Ursache des Unglücks gibt es noch keinerlei Anhaltspunkte. Die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (SUST) hat eine Untersuchung eröffnet. Der «Tages-Anzeiger» spekuliert, einem der Zugführer sei das Abfahrtssignal zu früh gegeben worden – möglicherweise, weil kurz vor dem Unglück ein Güterzug auf ein Abstellgleis verschoben worden war. Vielleicht habe sich der Fahrer aber auch einfach in der Zeit geirrt. Worauf die Vermutungen basieren, ist unklar.
Die Bahnlinie zwischen Lucens und Payerne bleibt laut SBB voraussichtlich den ganzen Dienstag geschlossen.
Schwerster Zugunfall seit Jahren
Zum letzten Zusammenstoss zwischen zwei Zügen der SBB kam es im vergangenen Januar in Neuhausen SH, als ein Zugführer ein Rotlicht überfuhr. Dabei wurden 26 Personen verletzt.
Der Unfall in Granges-près-Marnand gilt als einer der schwersten der letzten Jahre. Zugkollisionen mit über 40 Verletzten gab es zuletzt im Jahr 2003. Damals kam es gleich zu zwei schweren Unglücken.
In Gsteigwiler BE stiessen am 7. August 2003 zwei Züge der BOB zusammen, nachdem ein Lokführer ein Rotlicht überfahren hatte. 64 Personen wurden verletzt, ein Schwerverletzter starb später im Spital.
Am 4. Oktober 2003 stiessen im Bahnhof Zürich Oerlikon zwei Schnellzüge zusammen. Dabei gab es eine Tote und 45 Verletzte. Bei dem Richtung Schaffhausen fahrenden Zug war ein Teil der Bremsen nicht in Betrieb.