Pflegetochter gequält – Job verloren

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LuganoPflegetochter gequält – Job verloren

Sie arbeitete bei der Spitex und pflegte Menschen in ihrem Zuhause. Als ihre Anklage wegen häuslicher Gewalt aufflog, war sie nicht mehr tragbar.

D. Illarietit
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D. Illarietit
Der Justizpalast in Lugano, wo sich die Pflegeeltern des Mädchens verantworten müssen.

Der Justizpalast in Lugano, wo sich die Pflegeeltern des Mädchens verantworten müssen.

Wer in seinem eigenen Haushalt Gewalt ausgeübt hat, ist aus Sicht der Spitex Maggio als Pflegerin nicht mehr tragbar. Der im Malcantone angesiedelte Anbieter von Pflege zu Hause hatte vor drei Monaten eine Frau angestellt. Doch die Altenpflegerin hatte beim Vorstellungsgespräch verschwiegen, dass sie wegen mehrerer Vorfälle von häuslicher Gewalt angeklagt ist und bald vor Gericht muss.

Die Vorfälle flogen im Jahr 2013 auf. Das Opfer der Frau, ihre damals achtjährige Pflegetochter, lebt inzwischen bei einer neuen Familie. Der Fall war damals in allen Medien und kam darum irgendwann auch der Spitex Maggio zu Ohren. Die leiblichen Eltern des Mädchens waren Drogensüchtige. Schon dort hatte die Kleine Gewalt erlebt. Sie kam in ein Heim und wurde im Alter von vier Jahren bei der neuen Familie platziert.

Mädchen wurde gezwungen, Abfall zu essen

Die Mutter von drei Kindern galt als gute und engagierte Familienfrau. Doch der Schein trog offenbar. Es war die Schule, die bemerkte, dass das Mädchen erneut in ein gewalttätiges Umfeld geraten war. Es brauchte aber mehrere Meldungen an die zuständigen Behörden, bis diese reagierten.

Der Anklageschrift kann man nun entnehmen, dass die Misshandlungen zum Zeitpunkt des Auffliegens schon jahrelang angedauert hatten. Das Mädchen musste Schläge und Demütigungen aller Art über sich ergehen lassen. Es wurde sogar gezwungen, Abfall zu essen.

Schwarze Liste mit problematischen Pflegenden

Bei der Spitex hat man sofort reagiert und die Frau entlassen. «Unsere Dienstleistung wird in einem heiklen Umfeld ausgeübt, darum ergreifen wir alle Vorsichtsmassnahmen, die wir können», sagt Spitex-Direktor Stefano Motta.

Mit gutem Grund: Immer wieder gibt es Berichte von Pflegenden, denen «die Hand ausrutscht». Im Kanton gibt es sogar Überlegungen, eine schwarze Liste mit problematischen Pflegenden zu erstellen, die allen Instituten im Bereich Pflege zugänglich gemacht wird. Über einen entsprechenden Vorschlag soll das kantonale Parlament dieses oder nächstes Jahr abstimmen.

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