Benimm-Flyer für Flüchtlinge macht Schule

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Luzerner MerkblattBenimm-Flyer für Flüchtlinge macht Schule

Luzern arbeitet an einem Merkblatt, das Flüchtlingen die Grundregeln der Schweiz aufzeigt. Noch bevor dieser Knigge fertig ist, melden andere Kantone bereits ihr Interesse an.

von
mme

Noch vor der Fasnacht am 4. Februar werden in allen Asylunterkünften des Kantons Luzern Flyer verteilt, mit denen die momentan 1800 hier lebenden Asylsuchenden auf Rechte, Pflichten und Verbote in der Schweiz hingewiesen werden. Damit reagiere man auf besorgte Reaktionen von Bürgern nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht in Köln. Diese Reaktionen seien teils direkt bei Sozialdirektor Guido Graf eingegangen, sagt Silvia Bolliger, Leiterin Kommunikation beim Sozialdepartement des Kantons Luzern. «Wir haben deshalb nach einem Mittel gesucht, um noch vor der Fasnacht reagieren zu können.»

Fündig wurde das Luzerner Sozialdepartement in Österreich: Dort hat das Bundesministerium für Inneres ebenfalls einen Flyer produziert, der «in einfachen Sätzen und Illustrationen über Grundregeln und Grundwerte in Österreich» aufklärt, wie das österreichische Ministerium mitteilt. Verteilt wird dieser Flyer in Österreich im Januar. Er dient den Luzernern als Vorbild, wie der «Blick» berichtete. Bolliger bestätigt, dass die Machart davon in Luzern übernommen werde.

Hinweis gegen sexuelle Übergriffe hinzugefügt

Auf dem Merkblatt aus Österreich wird darauf hingewiesen, dass Gewalt verboten ist, explizit erwähnt sind Gewalt in der Familie und Gewalt gegen Kinder. Ein Piktogramm, das zeigen würde, dass sexuelle Übergriffe gegen Frauen nicht geduldet werden, fehlt. In Luzern wird es ein solches aber geben: «Wir haben ein Grafikerbüro beauftragt, für uns einen neuen Flyer zu erstellen. Dieses muss auch ein Piktogramm enthalten, das die Migranten im Umgang mit Frauen aufklärt und zeigt, dass bei sexueller Belästigung Nulltoleranz herrscht.» Ein Gut zum Druck hat der Kanton noch nicht erhalten. Erscheinen wird das Merkblatt zunächst auf Deutsch, später soll es in weitere Sprachen übersetzt werden, die Kosten beziffert Bolliger auf einige tausend Franken.

Obwohl das Benimm-Merkblatt für Flüchtlinge noch nicht fertig ist, stösst es schweizweit bereits auf Interesse: «Wir haben Anfragen von anderen Kantonen, die unser Merkblatt ebenfalls in ihren Asylunterkünften abgeben wollen.» Diese Anfragen würden nun geprüft. Welche Kantone angefragt haben, sagt Bolliger nicht.

Das Merkblatt wird bewusst noch vor der Fasnacht produziert und verteilt, aber es soll laut Bolliger auch danach eingesetzt werden können. Sie betont, dass bereits jetzt jeder Flüchtling, der neu nach Luzern kommt, bei einem Eintrittsgespräch in eine Unterkunft auf wichtige Verhaltensregeln in der Schweiz hingewiesen wird, das Merkblatt sei einfach eine schriftliche Vertiefung davon. Es habe reinen präventiven Charakter. «Wir haben momentan keine Probleme.»

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