MedienJugendliche vereinsamen wegen Facebook
Hunderte von Freunden auf Facebook, aber niemanden zum Reden: Wegen der neuen Medien vereinsamen immer mehr Jugendliche.

Klaus Rütschi von der Dargebotenen Hand Zentralschweiz. (Foto: nop)
Facebook, Twitter & Co. vereinen zwar virtuell die ganze Welt, aber beim Sorgentelefon der Dargebotenen Hand Zentralschweiz melden sich immer mehr junge Leute, die sich einsam fühlen. «Die Anfragen, die im Zusammenhang mit den neuen Medien stehen, haben deutlich zugenommen», sagt Geschäftsführer Klaus Rütschi. Zwar werden die Ratsuchenden bei der anonymen Beratung nicht nach ihrem Alter gefragt, gemäss Rütschi dürften die Personen aber meist zwischen 17 und 30 Jahre alt sein.
Dass das Internet das Verhalten von Jugendlichen beeinflussen kann, zeigen Beispiele aus dem Alltag der Nummer 143: «Es gibt Anrufer, die etwa wissen wollen, wie man sich in der Realität mit anderen Leuten unterhalten kann», so Rütschi. Gemeldet hätten sich auch mehrere junge Männer, die bei Facebook zwar viele Freunde haben, im realen Leben aber alleine bleiben.
«Weil sie das Facebook-Profil derart geschönt haben, trauen sich einige von ihnen kaum noch auf die Strasse – aus Angst, dem perfekten Profil nicht zu entsprechen», sagt Rütschi. Er nimmt die Eltern in die Pflicht: «Der Nachwuchs sollte nicht dauernd vor dem PC sitzen.» Rütschi wünscht sich, dass Eltern ihren Sprösslingen mehr gemeinsame Zeit und weniger Materielles schenken.
Kinder schlagen ihre Eltern
Das Sorgentelefon mit der Nummer 143 hat 2010 knapp 10 000 Anrufe registriert. «Einsamkeit sowie Familien- und Erziehungsprobleme haben stark zugenommen», sagt Klaus Rütschi, Geschäftsführer von der Dargebotenen Hand Zentralschweiz. So würden sich auch Eltern melden, die von ihren Kindern geschlagen werden. Bei schulischen Problemen der Kinder rufen Eltern an, um sich über rechtliche Möglichkeiten zu informieren. Obwohl das Sorgentelefon über 800 Anrufe pro Monat entgegennimmt, kämpft der Verein mit Finanzierungsproblemen.