GöscheneralpGeissenbauer kann dank Video Alpbetrieb kaufen
Christian Näf (29) ist Bergbauer aus Leidenschaft. Sein Bubentraum: Ein eigener Betrieb mit Geissen. Dieser hat sich jetzt erfüllt – dank Spenden und einem Top-Video.
Der Geissenpeter von der Göscheneralp im Video. (Video: Antonia Meile)
Oberhalb von Göschenen im Kanton Uri, auf 1600 Metern über Meer, lebt der 29-jährige Christian Näf, ein Geissenpeter der Moderne. Der gebürtige Toggenburger bewohnt nun seit gut sieben Jahren die Göscheneralp – zusammen mit 85 Geissen, mit deren Produktion von rund 160 Liter Milch pro Tag er Käse produziert. Sein Zuhause nennt er «Geissenparadies».
Bauernbetrieb sollte verkauft werden
Vor kurzem kam jedoch vom Verpächter eine schlechte Nachricht: Er wollte den Betrieb verkaufen. Näf erhielt eine Frist von einem Jahr, um das Geld für den Kauf aufzutreiben, sonst würde sich der Besitzer nach anderen Interessenten umschauen. So startete Näf auf 100-days.net eine Sammelaktion. Eines seiner Argumente an die potenziellen Spender: «Wenn ihr mithelfen wollt, dass ich diese schöne Bergwelt auch zukünftig mit den widerstandsfähigen Geissen pflegen kann, so unterstützt mich beim Kauf des Betriebes.» Er wolle mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung die Schönheit und Biodiversität des Tals aufrecht erhalten: «Dafür eignen sich meine Geissen hervorragend.»
Sixpack vor Bergkulisse
Der Erfolg der Crowdfunding-Aktion blieb nicht aus: «Es war unglaublich. Innerhalb von nur 20 Tagen hatte ich schon die nötigen 60'000 Franken zusammen», sagt er. Derzeit sind es bereits über 87'000 Franken. Dies auch dank einem überzeugenden Video auf der Plattform. Produziert hat den Film Antonia Meile (30), die auch schon einen Alpsommer als Mitarbeiterin auf der Göscheneralp verbrachte. Im Video stellt Näf seinen Traum vor und präsentiert auch mal sein Sixpack vor traumhafter Bergkulisse. Zudem gibt er Einblicke in den strengen Alltag als Bergbauer, in das Käsen und wie er zu seinem Traumberuf kam.
Dank dem Erfolg kann er den Betrieb nun definitiv kaufen. Näf hofft allerdings auf weitere Spender: «Sollten sogar 210'000 Franken zusammenkommen, kann ich dem Verpächter auch das Darlehen zurückzahlen.»
«Ich wollte meine eigenen Geissen»
Was es heisst, seinen Traum zu leben, zeigt Näfs Lebensgeschichte. Als sich andere Buben in seinem Alter Spielzeugautos wünschten, wollte Näf eine Geiss. Und obwohl seine Eltern keine Bauern waren, zog es Näf in die Landwirtschaft: «Weil unsere Familie die Ferien immer auf der Göscheneralp verbrachte, jagte ich damals schon den Geissen des Bauern nach.»
Auch als seine Eltern nicht mehr dorthin gingen, zog es Näf weiterhin auf die Alp. An den Wochenenden und in den Ferien ging er dem Bergbauern helfen. Doch dies reichte ihm bald nicht mehr: «Ich wollte meine eigenen Geissen.» Mit zehn bekam er schliesslich zwei Tiere. Er schloss dazu mit seinen Eltern den sogenannten Geissenvetrag ab, in dem es hiess: «Christian muss sich selbst um die Tiere kümmern und die Scheune sauber halten, während seine schulischen Leistungen nicht nachlassen dürfen.» Zudem musste er versprechen, jeden Tag um fünf Uhr aufzustehen und sie zu füttern.
Aus zwei wurden 85 Geissen
Mit 22 bekam er schliesslich die Chance, den Bergbauernbetrieb mit Ziegen im Kanton Uri zu pachten. Auf der Göscheneralp – seinem Lieblingsort, seit er denken kann: «Schon im Bauch meiner Mutter kam ich auf diese Alp», so Näf.
Bevor er sich selbständig machte, absolvierte Näf eine landwirtschaftliche Ausbildung. Aus seinen zwei Geissen wurden mit der Zeit 85. Und nun können sie alle bleiben – im Geissenparadies auf der Göscheneralp.