Luzern«Ladenschluss um 16 Uhr ist nicht mehr zeitgemäss»
Nachdem die Mall of Switzerland längere Ladenöffnungszeiten forderte, schliessen sich andere an: Auch Manor und das Emmen Center wollen länger offen haben. Es gibt aber auch Widerstand.
Werktags um 18.30 und an Samstagen schon um 16 Uhr zu schliessen – das ist gar nicht im Sinne der Verantwortlichen der Mall of Switzerland. Sie berufen sich darauf, eine touristische Attraktion zu werden, wofür das kantonale Ladenschlussgesetz Spielraum biete, um länger offen zu haben.
Manor am Samstag «mindestens bis 18 Uhr»
Dazu nahm Manor, das in der Luzerner Altstadt ein grosses Warenhaus betreibt und dort ebenfalls von den restriktrivsten Ladenschlusszeiten des Landes betroffen ist, auf Anfrage wie folgt Stellung: «Es ist absolut legitim, wenn die einzelnen Marktteilnehmer die gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen», so Sprecherin Elle Steinbrecher. Auch Manor wünsche sich, das Warenhaus in Luzern – wo durchaus viele Touristen shoppen gehen – länger offen zu haben: «Die Ladenöffnungszeiten in Luzern erachten wir als nicht mehr zeitgemäss. Unser Wunsch wäre es, an Wochentagen bis 20 Uhr und an Samstagen bis mindestens 18 Uhr zu öffnen und die Abendverkäufe beizubehalten.»
Emmen Center will Liberalisierung
Ähnlich tönt es beim Emmen Center, mit jährlich 4,5 Millionen Kunden derzeit noch grösste Shopping Mall der Zentralschweiz: «Am Samstag bereits um 16 Uhr schliessen zu müssen ist nicht mehr zeitgemäss», sagt Direktor Roland Jungo. Nach seiner Meinung sollten die Öffnungszeiten durch den Markt bestimmt werden, nicht durch den Gesetzgeber. Die Begründung der Mall of Switzerland, man sei eine touristische Attraktion, für welche die Sonderregelung zum Tragen komme, findet Jungo veständlich. Er hat aber noch Fragezeichen: «Das Angebot und die Kundschaft müssten stimmen. Ob das so sein wird, ist derzeit bloss eine Annahme.»
Die Geschäfte der Altstadt in Luzern vertritt die Cityvereinigung. Deren Präsident Franz Stalder sagt: «Die Cityvereinigung kämpft seit zwanzig Jahren um das Dauerbrenner-Thema Ladenöffnungszeiten.» Er hält die derzeitige Gesetzgebung in Luzern für «ungerecht» und wünscht gleich lange Spiesse für alle – und verweist in diesem Zusammenhang auf die auf Bundesebene angestrebte Teilharmonisierung der Ladenöffnungszeiten für alle Kantone. Diese könnte auch Luzern dazu zwingen, werktags Öffnungszeiten bis 20 und samstags bis 19 Uhr zu gewähren. Das letzte Wort dazu dürfte wohl das Volk haben.
Stalder spricht weiter von einem Spiessrutenlauf, welche die Mall-of-Switzerland-Verantwortlichen im Kampf um längere Öffnungszeiten vor sich hätten. Er bietet Hand, diesen gemeinsam zu führen: «Wir sollten das Thema gemeinsam angehen. Ich möchte deshalb zunächst einen runden Tisch mit den Shopping Malls.» Auch Mall-of-Switzerland-Sprecher Werner Schaeppi sagte kürzlich zu «20 Minuten»: «Wir sehen uns nicht primär als Konkurrenten, sondern wir haben das Gefühl, dass wir gemeinsam – also die Stadt, wir in Ebikon und auch das Emmen Center – dazu beitragen, die Region zu stärken.»
«Mit Tourismus nichts zu tun»
Traditionell gegen unverhältnismässig lange Ladenöffnungszeiten in Luzern ist der Detaillistenverband Kanton Luzern DVL. Mit der Argumentation der Mall of Switzerland kann Präsident Heinz Bossert nichts anfangen: «Die Mall of Switzerland ist, wie der Name schon sagt, ein überregionales Einkaufszentrum mit gewissem Unterhaltungswert. Das korrespondiert aber nicht mit dem Tourismusartikel im Ladenschlussgesetz, welcher eine Sonderregelung ermöglichen würde.»
Kontrovers sind auch die Meinungen der Teilnehmer unserer Umfrage