Pure Swiss AirStart-ups verkaufen Dosenluft an Chinesen
Junge Firmen erkennen die Nachfrage nach Alpenluft und verkaufen sie an hippe Chinesen. «Wir bieten ein Lifestyle-Produkt an», sagt Valeria Bianchi von Pure Swiss Air.
«Die Idee kam uns per Zufall beim Lernen», sagt Valeria Bianchi von der Firma Pure Swiss Air mit Sitz in Cham. Zunächst hätten sie abgefüllte Alpenluft vom Jungfraujoch als Gag über ihre Website vertrieben. «Da fiel uns auf, dass sehr viele Bestellungen aus Asien eingingen, trotz hoher Versandkosten», sagt sie. Das habe sie stutzig gemacht, offenbar sei tatsächlich ein Bedarf da.
Bianchi: «Nun sind wir daran, Geschäftsbeziehungen in China aufzubauen, und waren deshalb gerade erst dort.» Der Unterschied zur Heimat sei ihr extrem aufgefallen: «Wir Schweizer können uns das nicht vorstellen, aber dort ist der Smog omnipräsent. Ich persönlich hatte die ganze Zeit Kopfweh.»
50 bis 75 Atemzüge pro Flasche
Zunächst wird die Luft auf dem Jungfraujoch in grosse Gasdruckflaschen abgefüllt, wie Bianchi erklärt: «Dort gibt es eine Messstation, die stündlich die Luftqualität misst. So können wir die hohe Qualität belegen.» In einem zweiten Schritt fülle man die Luft dann in 6-Liter-Flaschen um. Das ergebe zwischen 50 und 75 Atemzüge, so die Mitgründerin. In China soll eine Flasche für umgerechnet 12 bis 13 Franken verkauft werden.
Die Zielgruppe sei breit gefächert, sagt Bianchi: «Wir wollen uns explizit als Lifestyle-Produkt positionieren. Der Konsument soll denken: ‹Ich gönne mir etwas.›» Natürlich richte sich die Alpenluft eher an junge, weltoffene Menschen mit einem gewissen Budget.
Sortiment soll erweitert werden
Doch nicht nur die Chamer Firma setzt auf Schweizer Luft. Seit 2016 gibt es die Firma Swissbreeze. Geschäftsführer Moritz Krähenmann aus Schwyz erklärt: «Wir sind im Moment in Verhandlungen mit verschiedenen Schweizer Souvenirshops, etwa in Luzern, auf dem Titlis oder in St. Moritz. Das Ziel ist, dass wir sie ab diesem Sommer mit unseren Produkten beliefern können.» Parallel betreibe man bereits jetzt einen eigenen Onlineshop und knüpfe Kontakte in China. Eine 8-Liter-Flasche wird voraussichtlich zwischen 20 und 25 Franken kosten.
Bis im Herbst will man ausserdem das Sortiment erweitern: «Der Kunde soll Luft aus verschiedenen Regionen auswählen und diese mit verschiedenen Geschmäckern frei kombinieren können. Momentan arbeiten wir beispielsweise an einem Duft der an einen Tannenwald, frisch gefällte Bäume und Kräuter erinnert.»
«Dieses Geschäftsmodell funktioniert»
Krähenmann ist optimistisch: «Unsere Konkurrenz und wir als Swissbreeze zeigen, dass dieses Geschäftsmodell funktioniert. Ich denke, dass speziell in China ein Markt für ein hippes Gag-Produkt besteht.» Ihm sei klar, dass Europäer dem Geschäftsmodell teilweise kritisch gegenüberstehen: «Wir sind uns saubere Luft gewohnt, daher kann uns das zu Beginn etwas seltsam vorkommen.» Er ist überzeugt, dass der wachsende chinesische Mittelstand mit einer steigenden Nachfrage nach westlichen Produkten Interesse an seinem Lifestyle-Produkt hat.
Für Regula Bur, Sprecherin der Lungenliga, ist klar: «Obwohl es vielleicht angenehm sein kann, in einer smogverseuchten Umgebung für einige Minuten frische Luft zu atmen, bringt das gesundheitlich nichts.»