LuzernSelfie-Touristen gefährden den Verkehr
Selfies hier, Selfies da: Touristen in Luzern knipsen, was das Zeug hält. Wo sie das tun, ist ihnen oft egal. Auch sonst kümmern sie sich oft nicht um den Verkehr, warnt die VBL.

Asiatische Touristen vor der Kapellbrücke in Luzern: Greifen sie zum Handy, wird es gefährlich.
Mitten auf der Luzerner Seebrücke ein Selfie knipsen mit der Kapellbrücke im Hintergrund? Telefonieren, SMS-Schreiben und Selfie-Knipsen auf der Strasse sei allgemein verbreitet, warnt Sibylle Gerardi, Mediensprecherin von Luzern Tourismus. Besonders betroffen sind die Busse der VBL.
«Asiaten treten einfach auf die Strasse»
All jene Touristen, die für einen besseren Bildwinkel auf die Strasse treten oder die Strasse nicht bei den vorhandenen Fussgängerstreifen überqueren, machen am meisten Probleme, bestätigte Mediensprecher Christian Bertschi. «Wir haben festgestellt, dass zunehmend Touristengruppen aus Asien beim Fotografieren unvermittelt auf die Strasse treten.»
«Touristen sind unberechenbar»
Auch die VBL-Chauffeure würden zunehmend über Touristen klagen, die sich um Verkehrsregeln foutieren, sagte Bertschi auf Anfrage von 20 Minuten . Nicht nur die Selfie-Touris seien ein Problem. Touristen gingen oft einfach bei Rot über die Strasse oder an Stellen, wo dies für Fussgänger gar nicht vorgesehen sei. «Gerade Touristen sind, anders als Einheimische, für unsere Chauffeure oft unberechenbar. Das macht den Job für sie zunehmend schwieriger.» Dies akzentuiere sich vor allem im Bereich Bahnhofplatz, Seebrücke, Schwanenplatz und Schweizerhofquai.
«Jetzt schaue ich besser»
Viele asiatische Touristen sind im für sie wohl beschaulichen Luzern zum Teil gar nicht bewusst, dass sie sich in Gefahr begeben. «Bis jetzt war es eigentlich nie ein Problem, bei Rot über die Strasse zu laufen; bisher hat es ja immer gereicht. Aber ab jetzt schaue ich besser», sagt etwa Lian Yang (24) aus China. Hayato Tanaka (42) aus Japan meint: «Ich war mir den Risiken nicht wirklich bewusst.» Und Chang Liu (26, China) sagt: «Meistens halte ich bei Rot. Aber manchmal verliert man einfach zu viel Zeit, wenn man überall warten muss.»
50 Verletzte pro Jahr wegen Vollbremsungen
Besonders tragisch war ein Vorfall im März 2015, als eine italienische Touristengruppe bei Rot einen Fussgängerstreifen an der Pilatusstrasse überquerte und zwischen einer stehenden Kolonne auf die Busspur trat, auf der ein VBL-Bus unterwegs war.
Die Chauffeuse musste eine Vollbremsung einleiten. Eine ältere Person verletze sich so schwer im Bus, dass sie später im Spital verstarb. Pro Jahr verzeichnet die VBL wegen so genannten Stopp-Unfällen 50 verletzte Passagiere.
Die VBL schult deswegen ihre Chauffeure regelmässig in Bezug auf das vorausschauende Fahren. «Sie müssen die Strasse hundert Meter nach vorne auf im Blick haben, um Gefahren kommen zu sehen», sagt Bertschi. Abrupte Stopps seien für Fahrgäste unangehnehm bis gefährlich, weil die Passagiere eben nicht auf den Verkehr achten und folglich überhaupt nicht auf Vollbremsungen vorbereitet seien.
Zwei Verletzte am Montag
Wie gefährlich das sein kann, zeigte sich gerade am Montag wieder. Bei der Vollbremsung eines Linienbusses in der Stadt Luzern sindzwei Passagiere gestürzt und verletzt worden. Die Bussfahrerin war auf die Bremse getreten, weil eine Kickboard-Fahrerin die Strasse überquerte.
Um neuralgische Stellen zu entschärfen, wurde im Mai am Schwanen- und Löwenplatz ein Parkverbot zu Stosszeiten eingeführt. Damit soll die Verkehrssituation entschärft werden. Die Parkplätze für Cars auf dem Schwanenplatz sind unter anderem wegen ihrer Nähe zu den Uhrengeschäften bei Reisegruppen äusserst beliebt. Doch die Platzverhältnisse sind eng und das Verkehrsaufkommen hoch.
(sda)