«Wir müssen den Umgang mit Bären wieder lernen»

Aktualisiert

Hoch-Ybrig«Wir müssen den Umgang mit Bären wieder lernen»

Nach der Spurensuche ist für den Wildhüter klar: Der Bär ist im Kanton Schwyz unterwegs. Imker sind besorgt. Ein Bärenexperte gibt Tipps.

von
gwa

Jetzt ist klar: Im Kanton Schwyz ist ein Bär unterwegs. Der für das Gebiet zuständige Wildhüter Roger Bisig hat sich auf die Suche nach Hinweisen auf die Anwesenheit von Meister Petz gemacht – und hat im Schnee Spuren des Tiers entdeckt: «Man sieht genau das Fluchtmuster des Bärs», sagte Bisig zu «Tele Züri». Aber: Bislang konnte die Anwesenheit des Bären noch nicht anhand von DNA-Spuren nachgewiesen werden. Dies würde den definitiven Beweis dafür liefern, dass sich ein Bär im Kanton herumtreibt.

Wandert der Bär Richtung Zürich?

Aber: Auf dem Farenstock, der in der Nähe des Hoch-Ybrig liegt, seien am vergangenen Mittwoch ebenfalls Bärenspuren gefunden worden, wie der Sender weiter berichtet. Auch im Kanton Graubünden trieb sich der Bär herum: Dort wurde er von einer Fotofalle festgehalten. Bisig vermutet, dass der Bär weiter in Richtung Westen wandert – in Richtung der Stadt Zürich: «Er kann bis vor Zürich wandern, ohne dass man ihn gross bemerkt», so Bisig.

«Es ist klar, dass man Angst hat»

Imker im Gebiet sind verunsichert: Sie fürchten, dass sich der Bär über ihre Bienenstöcke hermachen könnte. So will etwa der Präsident des Imkervereins Einsiedeln Josef Kälin Massnahmen ergreifen: «Ich werde rund um das Bienenhaus einen Hag aufstellen und einen Viehhüter – und wirklich einen starken, der unter Strom gesetzt ist», sagt er. Auch der Bevölkerung ist mulmig zumute: «Es ist klar, dass man Angst hat. Es ist ja schliesslich ein Raubtier», sagt eine Einheimische zum Sender.

«Bären meiden die Nähe zum Menschen»

1804 wurde im Kanton Schwyz der letzte Bär erlegt. In der Schweiz wurde der Braunbär zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet. «Wir müssen dem Umgang mit den Bären wieder lernen – wie es auch der Kanton Graubünden tun musste vor zehn Jahren und heute immer noch tut», sagt der Biologe und Bärenforscher David Bittner. Den Menschen werde das Tier wohl aber nicht zu nahe kommen. «Bären meiden grundsätzlich die Nähe zu Menschen. Die Nähe zur Stadt zu suchen gehört ebenfalls nicht zum normalen Verhalten der Bären», so der Biologe. Habe ein Bär aber einmal einfach zugängliche Nahrungsquellen in der Zivilisation – etwa in Abfallkübeln – entdeckt, sei es schwierig, ihm diese wieder abzugewöhnen. Bären würden in der Regel wegen des Lärms auch Autobahnen meiden. Ein absolut unüberwindbares Hindernis sind sie laut Bittner aber nicht.

Wer in der Natur auf den Bären trifft, solle nicht wegrennen, um den Bären nicht zu provozieren. Besser sei es, einfach ruhig stehen zu bleiben, sich erkennen zu geben und falls der Bär unruhig reagiert sich vorsichtig und langsam zurückzuziehen. Fürchten müsse man sich generell aber nicht: «Bären ernähren sich vorwiegend vegetarisch, ab und zu verzehren sie auch Aas», so Bittner. Nur selten würden sich die Tiere auf die Jagd begeben. Meister Petz fährt jedoch auf Honig ab. Deshalb rät Bittner den Imkern in der Region, die Häuschen mit starken Elektrozäunen zu sichern. So könne verhindert werden, dass das Tier zum Problembär wird. Es verursache zwar Aufwand, sei aber sehr effektiv: «Wenn ich jeweils in Alaska Bären beobachte, schütze ich mein Zelt ebenfalls mit einem Elektrozaun.

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