RauswurfRadio Pilatus entlässt sein Aushängeschild
Die wohl bekannteste Radiostimme der Zentralschweiz verstummt: Andy Wolf muss Radio Pilatus verlassen. Für ihn sitzt der Schock tief – und das Internet tobt.

Seit 1990 arbeitete Wolf bei Radio Pilatus. Während neun Jahren moderierte er die bekannte Morgenshow Andyamo.
Am Donnerstagabend wurde Andy Wolf (46) seine Entlassung mitgeteilt. Radio-Pilatus-CEO Joachim Freiberg bestätigt den Entscheid gegenüber der Neuen Luzerner Zeitung: «Der Entscheid fiel schweren Herzens, und es mag ironisch klingen - aber ich bin überzeugt, dass es eine Chance für ihn ist. Freigestellt wurde er, damit er sich um seine Zukunft kümmern kann.»
Laut Freiberg befinde sich der Sender in einem «hochdynamischen Prozess»: Digitalisierung und Online-Journalismus würden dabei im Senderalltag immer wichtiger. «In diesem Umfeld hatte Andy Wolf nicht seine besten Talente», so Freiberg. Er betont, dass nicht alleine Wolf das Gesicht und die Stimme des Senders sei: «Niemand kann unser Produkt alleine erfolgreich machen, auch ich nicht.» Er habe sich bewusst entschieden, die Gründe der Kündigung auch öffentlich zu kommunizieren, nachdem er von Journalisten dazu befragt wurde: «Hätte ich einfach eine Floskel gebracht im Sinne von gegenseitigen Einvernehmen, dann hätte man mir das auch vorgeworfen. Also entschied ich mich für Transparenz», sagte Freiberg zu 20 Minuten. Er hätte den Entscheid aber nicht öffentlich kommuniziert , wenn er nicht von einer Zeitung angefragt worden wäre.
Wolf auf zahlreichen Social Media Plattformen aktiv
«Die Kündigung hat mich sehr überrascht und der Schock ist gross», sagt Andy Wolf selbst. Der zweifache Familienvater betont, seinem Arbeitgeber gegenüber weiterhin loyal zu sein – er kann aber den Vorwurf, er sei digital nicht auf der Höhe, nicht recht nachvollziehen: «Klar bin ich kein Digital Native und muss mich in der der digitalen Welt erst zurechtfinden, aber ich habe Radio Pilatus mit ins Facebook-Zeitalter geführt und war der wohl aktivste Pilatus-Moderator in den sozialen Medien», sagt Wolf.
Sowohl auf Twitter, Linkedin, Instagram, Xing und Facebook ist der stadtbekannte Radiomoderator aktiv. 2011 schloss er eine Social-Media-Ausbildung ab. Freiberg reicht das nicht: «Ich begreife nicht, dass man immer meint, nur Social Media sei die digitale Welt. Das ist eine reduzierte Sichtweise. Social Media ist nur ein Aspekt davon.» In Kürze werde etwa die Website von Radio Pilatus ganz neu daherkommen. Wichtiger würden dabei etwa visuelle Inhalte und es gebe für Moderatoren ganz neue Herausforderungen an das, was das geschriebene Wort anbelange.
Hörer schalten um
Ein Blick auf Wolfs Facebook-Profil zeigt enttäuschte Reaktionen vieler Fans: «Wir sind mit Dir, lieber Andy, gross geworden. Ohne Dich macht das Hören dieses Senders keinen Spass mehr.» Ein anderer User schreibt: «Andy Wolf, alles Gute auf Deinem weiteren Weg.» Ein anderer Fan postete im Internet: «Bis jetzt hörte ich immer Radio Pilatus. Das wird sich ab sofort ändern!» Auch Freiberg muss im Netz Kritik einstecken: «Was Herr Freiberg sagt, ist nicht ironisch, es ist zynisch!»
Der gefasst wirkende Radiomoderator freut sich über die vielen positiven Feedbacks mit besten Wünschen an seine Adresse: «Das war ein Aufsteller. Ich hätte nie mit so vielen positiven Reaktionen gerechnet.» Ob er künftig bei einem anderen Radiosender arbeiten wird, weiss er noch nicht: «Meine Leidenschaft für das Medium Radio ist und bleibt da. Ich freue mich auf eine neue berufliche Herausforderung.»
Andy Wolf ist noch drei Monate unter Vertrag bei Pilatus. Zu hören sein wird er am Radio allerdings nicht mehr, wie CEO Freiberg sagt. «Wir haben mit Andy abgemacht, dass er in der restliche Zeit ein Coaching auf unsere Kosten erhält. Er soll Zeit haben, sich um seine Zukunft zu kümmern.»
Andy Wolf ist seit 24 Jahren bei Pilatus. Jahrelang begleitete er die Zentralschweiz mit der Sendung «Andyamo» in den Tag. 2008 wurde er stellvertretender Moderationsleiter.