TV-Berichte rücken Luzern ins schiefe Licht

Publiziert

StudieTV-Berichte rücken Luzern ins schiefe Licht

Eine Studie des Forschungsunternehmens Media Tenor dürfte die Zentralschweizer Kantone aufschrecken: Das Fernsehen SRF hat hauptsächlich negativ über sie berichtet.

Daniela Gigor
von
Daniela Gigor
Über das Attentat von Menzanu berichtete auch das SRF in seinen Sendungen.

Über das Attentat von Menzanu berichtete auch das SRF in seinen Sendungen.

Will man den Nachrichtensendungen des Schweizer Fernsehens SRF Glauben schenken, steht es um die Zentralschweizer Kantone ganz schlecht: Über 40 Prozent der Berichterstattung über Luzern, Schwyz und Obwalden war negativ. Ein klein wenig besser schneiden die Kantone Zug und Uri ab, wie eine Studie des Rapperswiler Medienforschungs-Unternehmens Media Tenor zeigt. Für die Studie waren 3889 Berichte aus den SRF-Sendungen «Tagesschau», «10 vor 10», «Börse» und «Kassensturz» aus der Zeit von Juli 2011 bis März 2014 untersucht worden, wie die «Obersee Nachrichten» berichteten.

«Es ist nicht etwa so, dass das SRF etwas gegen einzelne Kantone hätte», sagt Fritz Goergen, Medienexperte und Projektpartner der Media Tenor. Es sei jedoch auch eine Tatsache, dass die Medien nicht «über sauber geputzte Schaufenster» berichten würden. «Wenn man die Berichterstattung dem Zufall überlässt, wird man Opfer von negativen Nachrichten», so Goergen. «Wenn die Statistik aber so schlecht ausfällt wie in der Zentralschweiz, dann ist die Kommunikationsarbeit unprofessionell», sagt Goergen weiter. Sein Rezept, um das Bild in der Öffentlichkeit zu verbessern: «Die Kantone und Städte müssen selbst positive Nachrichten und passendes Bildmaterial veröffentlichen.» Als positives Beispiel nennt Goergen Appenzell Innerhoden: «Nur knapp zehn Mal berichtete das SRF aus diesem Kanton, davon waren 40 Prozent der Berichte positiv, 50 Prozent neutral und nur gerade zehn Prozent negativ.»

Informationschef weist Vorwüfe zurück

Andreas Töns, Informationschef des Kantons Luzern, ist die Studie unbekannt. Er äussert sich jedoch zum Vorwurf der unprofessionellen Kommunikation: «Die Luzerner Behörden und die Verwaltung haben den Auftrag, die Öffentlichkeit aktiv, umfassend, offen und zeitgerecht über ihre Ziele und Tätigkeiten zu informieren.» Der Kanton Luzern habe professionelle Strukturen geschaffen, um diesen Auftrag zu erfüllen. «Davon abgesehen gibt es natürlich auch immer wieder unangenehme Sachverhalte zu kommunizieren», so Töns weiter. 2013 hätten etwa mit den Problemen beim Beschaffungswesen im Bereich Informatik und den Zwischenfällen bei der Luzerner Polizei zwei eher schwierige Themen für nationales Aufsehen gesorgt. Insofern werde das Ranking dem Gesamtbild der Kommunikation des Kantons Luzern sicher nicht gerecht.

150 Berichte über Luzern

Die Vorschläge von Goergen für eine aktive Kommunikation will der Kanton Luzern nicht umsetzen. Töns: «Wir kommunizieren im Rahmen unseres verfassungsmässigen und gesetzlichen Auftrags, unabhängig davon, ob es sich im Einzelfall um Good News oder unangenehme Sachverhalte handelt.» Im Übrigen würden die Luzerner Medien selber die Kompetenz besitzen, ihre Inhalte angemessen auszuwählen.

Dass Kantone oder Städte die Berichterstattung in den Medien nicht beeinflussen können, zeigen neben den von Töns erwähnten Ereignisse auch jenes wie etwa das Attentat von Menznau im Februar 2013. Erwähnenswert ist auch, dass die Kantone Tessin und Zürch mit jeweils knapp 400 Erwähnungen in den Fernsehsendungen in der ausgewerteten Zeit an der Spitze lagen. Über Luzern wurde fast 150 Mal berichtet. Zug und Schwyz bringen es knapp auf 50 und Uri sowie Obwalden auf ungefähr 80 Beiträge.

Deine Meinung zählt