Vor 20 Jahren stand in Luzern die Welt still

Aktualisiert

BrandkatastropheVor 20 Jahren stand in Luzern die Welt still

Die Bilder der brennenden Kapellbrücke gingen vor 20 Jahren um die Welt. Warum das Wahrzeichen Luzerns in Flammen aufging, ist bis heute nicht geklärt. Aber es gibt eine Vermutung.

Die Luzerner Kapellbrücke ist in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1993 durch ein Feuer zerstört worden. Intakt blieben die beiden Pfeiler der ältesten Holzbrücke Europas, die Grundkonstruktion und der Wasserturm. Die Brandursache ist nicht restlos geklärt.

An jenem Mittwoch meldete um 0.50 Uhr eine Frau als erste das Feuer auf der Kapellbrücke. Es brach auf einem der Boote aus, die damals noch an der Brücke anlegen durften. Die Flammen griffen rasend schnell auf ein dutzend andere Boote und die Holzbrücke über. Dabei wirkten zahlreiche Spinnweben wie Brandbeschleuniger.

Nach gut elf Minuten hatten rund 150 Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle. Er konnte sich nicht mehr weiter ausbreiten. Doch zwei Drittel der Brücke waren bereits zerstört. Bilder der verkohlten Reste des Wahrzeichens von Luzern gingen tags darauf um die Welt.

86 von 111 Bildern zerstört

Neben der Brücke wurden auch 86 von 111 dreieckigen Bildern im Giebel der Brücke ein Raub der Flammen. Die Bildtafeln aus dem 17. Jahrhundert schilderten das Martyrium der Stadtpatrone Leodegar und Mauritius sowie Ereignisse aus der eidgenössischen und städtischen Geschichte.

Die Brandursache ist bis heute nicht restlos geklärt. Gemäss Behörden geriet die Brücke wegen eins Schwelbrandes in der Abdeckung eines darunter vertäuten Bootes in Brand. Ursache dafür könnte ein weggeworfenes Streichholz gewesen sein.

Wiederaufbau für 3,4 Mio. Fr.

Nach dem Brand beschloss die Luzerner Stadtregierung noch am selben Morgen die Brücke wieder aufzubauen. Am 14. April 1994 wurde sie wiedereröffnet. Der Wiederaufbau kostete rund 3,4 Millionen Franken. Nach Abzug von Versicherungsleistungen, Spenden und dem Erlös einer PTT-Sondermarke von rund 100'000 Franken verblieben der Stadt Kosten von rund 567'000 Franken.

Die grau-braune Brücke wurde mit historischen Biberschwanz-Ziegeln aus Luzern und Bern sowie unbehandeltem Holz neu aufgebaut. Seit 2003 sind auf der Brücke wieder Originalbilder zu sehen.

Bilder von alter Brücke

An den beiden Brückenköpfen hängen jene 25 Tafeln, die gerettet und restauriert werden konnten. In der Brückenmitte ist der sogenannte Mauritius-Zyklus installiert, der vor 170 Jahren bei der Verkürzung der Brücke entfernt worden war. Die Abschnitte zwischen den Brückenköpfen und dem Zyklus blieben leer, um an den Brand zu erinnern.

Nach dem Feuer wurden Massnahmen getroffen, die ein zweite Brandkatastrophe verhindern sollen. So wurden die Bootsanlegestellen entfernt. Die Kapellbrücke und die Spreuerbrücke über die Reuss wurden mit Brandkabeln und Brandmelder sowie einem Blitzschutz ausgestattet.

Videoüberwachung

In den Dachjochen befinden sich transparente Brandschotten. Auf den Brücken gilt ein Rauchverbot. Zudem werden sie videoüberwacht. Die Brücke wurde letztmals 1969 komplett abgebaut und neu gepfählt.

Die Luzerner Kapellbrücke ist die älteste Holzbrücke Europas. Das ins Jahr 1365 datierte Bauwerk diente den Siedlern damals als Wehranlage. Heute zählt das beliebte Fotosujet täglich im Schnitt 13'400 Fussgängerinnen und Fussgänger. (sda)

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