Schaffhausen«Junge Anderssexuelle brauchen Safe Spaces»
Schaffhausen hat seit kurzem eine LGBT-Jugendgruppe. Im Interview erzählt der Co-Gründer Tobias Urech, weshalb er sich in seiner Heimat oft unwohl fühlte.

Tobias Urech und Anna Rosenwasser von der Schaffhauser LGBT-Jugendgruppe Andersh.
Angelina DoblerTobias, du hast zusammen mit Anna Rosenwasser (26) die Jugendgruppe Andersh ins Leben gerufen. An wen richtet sich euer Projekt?
Wir sprechen junge Personen aus der Region Schaffhausen an, die abseits der heterosexuellen Norm leben – egal ob lesbisch, schwul, transgender, bi- oder asexuell.
Die meisten jungen Leute sind heute digital unterwegs – warum ist ein reales Treffen in einer Gruppe dennoch wichtig?
Menschliche Begegnungen sind immer etwas anderes. Es gibt zwar Purplemoon, eine Art Facebook für die LGBT-Community – doch dort kann man nur mit jeweils einer Person in Kontakt treten.
Besteht denn eine Nachfrage nach einer solchen Gruppe?
Für Jugendliche und junge Erwachsene fehlt im Grossraum Schaffhausen etwas Vergleichbares – im Gegensatz etwa zu Zürich oder Basel. Wir bieten regelmässige Treffen, Beratung und einen Safe Space an, was für viele Anderssexuelle enorm wichtig ist.
Sprichst du aus Erfahrung?
Ja, ich bin in Schaffhausen aufgewachsen und habe mich als schwuler Mann oft eingeengt und unwohl gefühlt. Mir hat ein sicherer Hafen gefehlt. Das ist mit ein Grund, weshalb ich nach Zürich gezogen bin.
Was ist anders in Zürich?
Die Sichtbarkeit: In Zürich muss man sich nicht verstecken. Dadurch wird auch die Toleranz gesteigert. Schaffhausen ist davon noch weit entfernt. Deshalb werde ich nun in meiner Heimat Entwicklungshilfe leisten (lacht).
Wäre denn das Fernziel deiner «Entwicklungshilfe, dass LGBT-Schaffhauser künftig auch in Schaffhausen wohnen bleiben?
Es wäre sicher schön, wenn sich dereinst eine grössere Community bilden würde.
Wo findet man euch?
Wir treffen uns immer am letzten Donnerstag des Monats ab 19 Uhr im Jugendraum B45 an der Bachstrasse 45 in Schaffhausen, gleich bei der Webergasse.