«Polizei behandelt nicht alle Velofahrer gleich»

Aktualisiert

Ärger wegen Busse in Zürich«Polizei behandelt nicht alle Velofahrer gleich»

Weil er ein Fahrverbot missachtet, kassiert ein Velofahrer eine Busse. Er sieht kurz darauf, wie die Polizei einen anderen Sünder nicht büsst, und fragt sich: «Warum er nicht?»

rom
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rom
Trotz Verbot fuhr Velofahrer S. B. durch den Taxistand am Zürcher Hauptbahnhof ...
... und kassierte dafür eine Ordnungsbusse. Kurz darauf beobachtete der Gebüsste, wie ein anderer Velofahrer zwar von der Polizei ebenfalls angehalten, jedoch nicht gebüsst wurde.
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Trotz Verbot fuhr Velofahrer S. B. durch den Taxistand am Zürcher Hauptbahnhof ...

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Es war kürzlich unter der Woche, später Nachmittag. S. B.* fuhr auf dem Velo beim Zürcher Hauptbahnhof, Seite Bahnhofplatz, durch den Taxi-Standplatz. Zugelassen sind dort nur Taxis. B. hatte das Fahrverbot übersehen. Prompt wurde er von einem Polizisten angehalten. «Ich habe mich entschuldigt und ihm erklärt, dass ich noch nicht lange in Zürich wohne – vergeblich.»

Der Polizist habe ihm in ziemlich unfreundlichem Ton zu verstehen gegeben, dass es nichts zu diskutieren gebe. «Er sagte, Gesetz sei Gesetz – 30 Franken koste die Busse und ob ich bar zahlen wolle oder per Post.» Er habe zum Glück 30 Franken im Portemonnaie gehabt und die Geldscheine dem Polizisten ausgehändigt. Dann sei er weitergefahren.

«Kenne ich Sie?»

Rund 40 Minuten später sei er zu Fuss nochmals an derselben Stelle vorbeigekommen. Was B. nun beobachtete, machte ihn ziemlich sauer: «Aus einer Distanz von wenigen Metern sah ich, wie der Polizist einen anderen Velofahrer ebenfalls stoppte, ihn nach Dokumenten fragte, danach aber ohne Busse ziehen liess.»

Er habe danach allen Mut zusammengenommen und den Polizisten angesprochen: «Warum kriegt dieser Velofahrer keine Busse – ich aber schon?» Der Polizist habe ihm bloss geantwortet: «Kenne ich Sie?» B. hielt ihm den Strafzettel von eben entgegen: «Da hat sich der Polizist, ohne etwas zu sagen, umgedreht.» Er sei wütend darüber, dass die Polizei offensichtlich nicht alle Velofahrer gleich behandle.

«Gnade vor Recht»

Diesen Ärger kann Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich, verstehen, weil das Fahrverbot für alle gelte: «Die Polizisten haben aber von Gesetzes wegen einen Ermessensspielraum.» Beim sogenannten Opportunitätsprinzip hätten sie die Möglichkeit, bei Übertretungstatbeständen auch mal ein Auge zuzudrücken.

«In diesem Fall war der Velofahrer ein Kurier», so Cortesi. Dieser habe dem Polizisten erklärt, dass er dringend ein Paket auf den Zug bringen müsse, der kurz vor der Abfahrt stehe. «Deshalb hat der Polizist bei ihm ‹Gnade vor Recht› walten lassen. Das kann ich in diesem Fall auch nachvollziehen.»

*Name der Redaktion bekannt

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