«Wännd verusse penne muesch, verfrüürsch!»

Nach den Nachrichten überrascht Tele Züri in der Freitagsausgabe mit einem etwas anderen Wetterbericht: Anstelle von Moderatorin Jeannette Eggenschwiler steht der bärtige Martin vor der animierten Wettergrafik. «Hoi zäme. Ich bin Martin, bin obdachlos und lebe seit Jahren auf der Gasse», so die Begrüssung des 51-Jährigen. Und weiter: «Wenn du im Winter draussen pennen musst, dann erfrierst du!»

Es handelt sich um eine einmalige Aktion in Zusammenarbeit mit den Sozialwerken Pfarrer Sieber (SWS). «Es geht darum, die Allgemeinheit für die Sorgen und Nöte Bedürftiger - insbesondere in der Winterzeit - zu sensibilisieren», sagt Walter von Arburg, Kommunikationsbeauftragter der SWS gegenüber 20 Minuten Online. Die Koordination sei reibungslos verlaufen. «Wir mussten schauen, dass Martin auch kommt und in der Verfassung ist, zu moderieren», sagt von Arbrug. Dies habe aber alles geklappt.

Den Moderationstext hat Martin gemeinsam mit TV-Moderatorin Eggenschwiler erarbeitet. «Natürlich habe ich Birnenfieber – oder wie sagt man – Lampenfieber?», bemerkte Martin vor den Studioaufnahmen. Er trete schliesslich nicht jeden Tag im Fernsehen auf - aber «es ist okay». Der Wetterbericht war bereits nach zwei Takes im Kasten, wie der stellvertretende Chefredaktor Claude Winet sagt. «Wir waren alle überrascht, wie gut dies Martin gemeistert hat.»

Die Aktion ist Teil der europaweiten Kampagne «Days of Hope» der Werbeagentur Saatchi & Saatchi Berlin. Auf dem rumänischen Sender «Prima TV» sowie im russischen «Rain TV» traten bereits Obdachlose vor die Meteo-Bluescreen und übernahmen für jeweils eine Ausgabe die Aufgabe als Wettermoderator (siehe Video unten). Weitere Aktionen sind in den nächsten Wochen in Deutschland, Polen und Serbien geplant.