Zürich LangstrasseWeniger Wild-Pinkler dank mobilen Pissoirs
Wild-Pinkler aufgepasst: Während der Fussball-EM stellt die Stadt Zürich im Langstrassenquartier bei der Lambada-Bar probeweise eine mobile Pissoir-Station auf.
Der Versuch soll zeigen, ob dadurch «Hinterhöfe und Hauswände entlastet werden», wie das Polizeidepartement am Dienstag mitteilte. Die mobilen Toiletten sind eine von mehreren Massnahmen, die das Nachtleben an der Langstrasse für alle Beteiligten angenehmer machen sollen.
Ausgeknobelt wurden die neuen Spielregeln an zwei runden Tischen, zu denen sich Vertreter der Stadt mit Anwohnern, Gewerblern, Club- und Barbetreibern sowie Mitgliedern des Nachtstadtrats trafen. Sie sind Bestandteil des 2014 lancierten Projekts Nachtleben, in dem die Balance zwischen Wohn- und Partystadt gesucht wird.
Lärm-Hotline für Anwohner
Ausser auf die Pissoir-Station mit sechs Plätzen einigten sich die Parteien unter anderem auf ein Beschwerde-Telefon für Anwohner. Verschiedene Bars haben ihre Telefonnummer der direkten Nachbarschaft bekannt gegeben. Zudem wird die Polizeipräsenz an den Wochenend-Nächten rund um die Piazza Cella verstärkt.
Häufiger kontrolliert werden auch sogenannte Problembetriebe. Dabei geht es gemäss Mitteilung vor allem um die Probleme «Lärm» und «Abfall». Polizeivorsteher Richard Wolff sprach an der Pressekonferenz vom Dienstag von zwei oder drei «schwarzen Schafen» in der Club-Szene.
24-Stunden-Shops verzichten auf Glas
Besonders in die Pflicht genommen werden in Sachen Sauberkeit die Betreiber von 24-Stunden-Shops. Sie müssen auch in ihrem Aussenbereich für Reinlichkeit sorgen. Zudem hat man sich darauf geeinigt, grösstenteils auf Glas zu verzichten – Bier wird zum Beispiel nur noch in Dosen angeboten.
Die Massnahmen gelten im Perimeter Zwinglistrasse und Dienerstrasse zwischen Langstrasse und Kanonengasse. Eine Plakat- und Flyerkampagne mit Sprüchen wie «Nach der Bar wirst du zum Nachbar» oder «Diese Strasse ist uns nicht lang wie breit» soll Betroffene darauf aufmerksam machen. Für die Slogans ist der Zürcher Rapper Tinguely Dä Chnächt verantwortlich.
Bessere Vereinbarkeit von Wohnen und Feiern
Ein dritter runder Tisch findet Ende September statt. Dann wird geprüft, ob die Neuerungen wirken und inwiefern genannte Massnahmen auch auf die gesamte Stadt ausgeweitet werden können.
Im Projekt «Nachtleben» geht es grundsätzlich um eine bessere Vereinbarkeit von Wohnen und Feiern. Für die Stadt schliesse sich dies an der Langstrasse nicht aus. Beides sei Realität.
Lob und Kritik
Der Verein «Pro Nachtleben Zürich» ist laut einer Mitteilung erfreut, dass der Stadtrat sich «endlich dem Thema Nachtleben annimmt» und erste Massnahmen vorschlägt um die Situation für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Clubs und Bars erträglicher zu machen. Weiter begrüsst er, dass keine übermässigen neuen Regulierungen vorgenommen werden.
Einzig die Polizeipräsenz in der Langstrasse und die vermehrten Kontrollen von «Problembetrieben» seien kritisch zu beurteilen. Es bleibe der fade Nachgeschmack, dass nun einfach die Betriebe kontrolliert werden, die nicht am freiwilligen runden Tisch teilgenommen haben. (ced/sda)