Gefängnisse voll – 41 Straftäter auf Warteliste

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WinterthurGefängnisse voll – 41 Straftäter auf Warteliste

Die Haftanstalt Villa Rosa in Winterthur ist überbucht – Straftäter können ihre Haft deshalb nicht antreten. Obwohl der Kanton entwarnt, üben Politiker Kritik.

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Auch das Untersuchungsgefängnis in Winterthur ist mit einer Belegquote von 102,8 Prozent überfüllt.

Auch das Untersuchungsgefängnis in Winterthur ist mit einer Belegquote von 102,8 Prozent überfüllt.

Keystone/Steffen Schmidt

Lediglich 38 Plätze gibt es in der kantonalen Vollzugseinrichtung für Halbgefangenschaft in Winterthur, auch Villa Rosa genannt. Das sind zu wenige – denn in den letzten Jahren ist die durchschnittliche Belegungsquote kontinuierlich gestiegen. Momentan ist das Gefängnis zu 104,2 Prozent ausgelastet – ein neuer Rekord. Noch vor vier Jahren betrug die Auslastung der Villa Rosa laut dem «Landboten» gerade mal 92,2 Prozent.

Seit dem vergangenen Jahr hat der Kanton die Kapazität der Anlage erhöht, indem er in die Einzelzimmer jeweils ein zweites Bett gestellt hat. Trotzdem reicht es nicht für alle Straftäter. «In Bezug auf die Halbgefangenschaft warten derzeit 41 Personen auf ihren Strafantritt», sagt Rebecca de Silva, Sprecherin des Amtes für Justizvollzug zum «Landboten».

«Kein Problem» für den Kanton

Sie gibt aber sogleich Entwarnung: «Die aktuellen Belegungszahlen stellen für uns kein Problem dar.» Man strebe sogar eine Vollauslastung an, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen. Das Personal komme gut mit der Situation klar. Auch für die erwartete Erhöhung der Anzahl Straftäter mit Halbgefangenschaft sei man gewappnet. Ab 2018 werde nämlich die elektronische Fussfessel eingeführt, man erwarte deshalb weniger Klienten in der Haftanstalt. «Wir haben alles unter Kontrolle», versichert de Silva.

SP- und SVP-Kantonsräte aus Winterthur sehen das jedoch anders: «Die Überbelegung in den Winterthurer Gefängnissen kann nicht einfach so hingenommen werden», sagt beispielsweise René Isler, SVP-Kantonsrat und Polizist, zum «Landboten». Er ruft die Entscheidungsträger im Kanton dazu auf, umgehend mehr Platz zu schaffen – denn eine Überbelegung sei sowohl für das Personal als auch für die Gefangenen mit Stress verbunden.

Politiker üben Kritik

Auch von einer Gefängnis-Warteliste hält Isler nichts: «Wenn Gerichte Haftstrafen aussprechen, sollten diese umgehend angetreten werden können.» Ähnlich sieht es SP-Kantonsrat Rafael Steiner. Es könne zwar durchaus sein, dass es bei Gefängnissen zu einer Überbelegung komme. Entspreche diese aber einem Dauerzustand, laufe grundsätzlich etwas falsch. Massnahmen wie ein zweites Bett im Einzelzimmer bezeichnet Steiner als «Pflästerlipolitik».

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