Mord vor KaufleutenShivan prahlte danach mit der grausamen Tat
Nach einer Prügelei vor dem Zürcher Kaufleuten ersticht Shivan M. den 23-Jährigen Vigan M. Nun liegt die Anklageschrift vor. Sie zeichnet das Bild eines angekündigten Mordes.
Eine fröhliche Geburtstagsfeier im Kaufleuten endete im Juli 2012 in einer brutalen Bluttat. Vigan M. verblutet noch auf dem Trottoir, nachdem Shivan mit dem Messer auf ihn losgegangen war. Jetzt klagt der Staatsanwalt den Iraker wegen Mordes an und fordert 20 Jahre Gefängnis. Der «Schweiz am Sonntag» liegt die Anklageschrift vor, die ein erschreckendes Bild der Abläufe an jenem Abend zeichnet.
Am Anfang steht die Wut von Shivan M. Der 21-Jährige hat am 15. Juli 2012 mit einem Freund, seiner Freundin und deren Kollegin im Kaufleuten gefeiert und reichlich Alkohol konsumiert. Doch dann kann der Iraker seine Freundin in der tanzenden Menge nicht mehr finden und wird von Eifersucht gepackt. Er wird aggressiv, pöbelt wahllos Leute an. Vor dem Kaufleuten zerrt er auch die bereits weinende Kollegin am Arm, beschimpft sie und fordert sie auf, seine Freundin zu finden.
Wurde Shivan brutal zusammengeschlagen?
Diesen Disput beobachtet Vigan M. Der 23-Jährige Detailhandelsangestellte feiert im Kaufleuten mit seinen Brüdern und Freunden seinen 23. Geburtstag und ist mit seinem Bruder Visar und Kollegen zum Rauchen nach draussen gegangen. Vigan will schlichtend eingreifen, doch Shivan rastet aus, schlägt dem Geburtstagskind die Faust ins Gesicht. Darauf mischen sich die anderen ein. Es kommt zur Schlägerei, bei der Shivan M. gemäss seinem Anwalt Valentin Landmann übel zugerichtet wird.
Der Sicherheitsdienst alarmiert die Polizei, welche eingreift und es zumindest vordergründig schafft, die Situation zu beruhigen. Vigan, dessen Bruder Visar und Shivan bekommen Hausverbot. Shivan M. geht, droht den beiden aber noch, er werde sie «aufschlitzen». Die Brüder bleiben derweil vor dem Kaufleuten und schwatzen. Die Drohungen des Irakers nehmen sie offenbar nicht ernst.
Shivan schwört auf den Koran, er werde Vigan töten
Doch dieser denkt nur noch an seine Rache. Mit seinem Kollegen fährt er durch Zürich und versucht per Handy Verstärkung zu mobilisieren. Ein Freund, der sich dafür vor Gericht verantworten muss, bringt ihm die Mordwaffe: Ein in der Schweiz verbotenes Butterfly-Messer. Zu dritt gehen sie zurück zum Kaufleuten.
Seinen Kollegen gegenüber macht Shivan klar, dass er seine angeblichen Widersacher umbringen will. Er habe beschlossen die anderen, vor allem aber Vigan aufzuschlitzen und zu töten. Das schwöre er auf den Koran.
Er sticht ohne Vorwarnung zu und flieht
Vor dem Kaufleuten angekommen steigt Shivan mit geöffnetem Messer aus dem Auto und geht auf Vigan zu. Ohne Vorwarnung sticht er auf den 23-Jährigen ein. Dieser verblutet noch auf dem Trottoir. Als dessen Bruder zu Hilfe eilt, fügt er auch ihm drei lebensgefährliche Stiche zu, die innere Organe verletzen.
Darauf flüchtet Shivan im Auto. Gegenüber seinen Kollegen prahlt er noch mit dem blutigen Messer in der Hand, wie grausam er sein Opfer soeben getötet habe. Sein Flucht führt ihn via Deutschland zu Verwandten nach Norwegen. Dort wird er zwei Wochen später verhaftet und an die Schweiz ausgeliefert. Seither sitzt er in Meilen im Gefängnis.
Lebenslängliche Freiheitsstrafe gefordert
Der Prozess gegen Shivan M. findet am 24. Juni statt. Opferanwalt David Gibor spricht von einer Tat von unfassbarer Brutalität, die Shivan M. mehrfach lautstark angekündigt habe. Aus seiner Sicht habe der Täter einen Mord und einen Mordversuch begangen. Er fordert deshalb eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.
Für Verteidiger Valentin Landmann ist das Tötungsdelikt unbestritten. In der Anklageschrift sei die Schlägerei vor der Tat aber einseitig geschildert worden. Diese sei der Auslöser für den Emotionsausbruch von Shivan M. gewesen, der schliesslich zur Tat geführt habe. Er plädiere darum für eine Verurteilung, die einiges unter den geforderten 20 Jahren liege.