Brüste neben Chindsgi – Galerie drohte Rauswurf

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Zürich Kreis 4Brüste neben Chindsgi – Galerie drohte Rauswurf

Wegen «unsittlicher» Werke wollte die Verwaltung einer Galerie im Zürcher Rotlichtviertel kündigen. Grund: Nebenan befindet sich ein Kindergarten.

von
ced

Die Box 43 befindet sich im Kreis 4 an der Müllerstrasse – eine kleine Galerie mit Schaufenster, die jeweils verschiedene Ausstellungen zeigt. Jüngst die Bilderreihe Bodies of Innocence (deutsch: Körper der Unschuld), die Fotografien von leicht bekleideten Frauen beinhaltet.

Der zuständigen Verwaltung Privera passte das gar nicht: Sie drohte mit der Kündigung innerhalb von 24 Stunden, falls die Bilder nicht abgenommen werden – laut «Tsüri.ch» wegen der «Unsittlichkeit» der Darstellungen. Privera-Sprecher Philipp Bigler bestätigt dies: Der Entscheid sei getroffen worden, da sich neben dem Fenster ein Kindergarten befinde.

Definition im Ermessen des Vermieters

Marco Nicolas Heinzen ist beteiligter Künstler und Betreiber der Box 43. «Wir sind nicht an einem Skandal interessiert, waren uns aber bewusst, dass die Ausstellungen Grenzen testet und mit dem Kopfkino des Zuschauers spielt», sagt er zu 20 Minuten. Obwohl die gezeigten Werke keinen öffentlich einsehbaren pornografischen Inhalt hätten, sei doch auf die Umgebung am Standort angespielt worden – notabene das Rotlichtmilieu.

Dass sich die Verwaltung einschaltete, hängt seiner Meinung nach auch mit dem Mietvertrag zusammen. Dort sei festgehalten, dass keine «unsittlichen Bilder» im Schaukasten gezeigt werden dürften. Das habe man aber erst gemerkt, als die Fotos schon hingen. Heinzen: «Die Definition der Unsittlichkeit liegt dabei im Ermessen des Vermieters.» Obwohl man in der Umgebung weit freizügigere Plakate und Darstellungen finden könne, verstehe man den Einwand der Verwaltung.

Bilder verhüllt statt abgenommen

Heinzen vermutet, dass sie so empfindlich reagiert, weil im Haus früher Prostituierte ein- und ausgingen. Um von diesem Image wegzukommen, habe Privera diesbezüglich heute eine sehr tiefe Toleranzgrenze.

Damit die Werke nicht abgenommen werden mussten, entschied sich die zuständige Gastkuratorin Patricia Bianchi kurzerhand, sie zu verhüllen. So soll auch die Unschuld der Bilder unterstrichen und die künstlerische Freiheit gewahrt werden. Privera akzeptierte den Entscheid.

Bodies of Innocence

Bodies of Innocence

Die Ausstellung Bodies of Innocence beschäftigt sich mit den Themen Scham, Moral, Schuld, Tabu und Leidenschaft. Am Sonntag, 18. Oktober, findet um 18 Uhr die Finissage statt.

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