130 Verhaftungen an der Street Parade

Aktualisiert

Bilanz der Polizei130 Verhaftungen an der Street Parade

Mit zunehmendem Alkohol- und Drogenkonsum haben Aggression und Gewalt an der Street Parade zugenommen. Sanitäter mussten 526 Personen behandeln.

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Am Samstag (12.8.2017) gehört die Zürcher Innenstadt den Ravern.
Ausgefallene Kostüme und/oder Gesichtsbemalungen sind an der Street Parade das Normalste der Welt.
Eine Verpflichtung, sich aufzubrezeln, besteht jedoch nicht.
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Am Samstag (12.8.2017) gehört die Zürcher Innenstadt den Ravern.

Keystone

Die Sicherheitsmassnahmen des Veranstalters sowie von Stadt- und Kantonspolizei Zürich haben sich an der diesjährigen Street Parade bewährt, wie die Polizei in einer Mitteilung kurz vor Sonntagmittag schreibt.

Trotzdem mussten die Polizistinnen und Polizisten in den späten Abendstunden und im Verlauf der Nacht diverse Einsätze wegen verschiedenen Streitereien, Tätlichkeiten und Körperverletzungen leisten. In den meisten Fällen war der Grund vermutlich übermässiger Alkohol- und/oder Drogenkonsum.

Im Verlauf der Nacht nahm auch die Aggressivität gegenüber den Einsatzkräften zu. Aufgrund dessen verhaftete die Polizei mehrere Personen wegen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Weiter berichtet die Polizei von «vereinzelten Anzeigen» wegen sexuellen Belästigungen.

Lebensgefährliche Messerstecherei

Bei einer Auseinandersetzung an der Bahnhofstrasse in der Nähe des Paradeplatzes gerieten kurz nach 21.15 Uhr mehrere Personen aneinander. Dabei wurden zwei junge Männer verletzt. Sie mussten ins Spital gebracht werden. Einer konnte das Spital nach ambulanter Versorgung wieder verlassen. Der Zweite muss mit einer Augenverletzung stationär behandelt werden.

Die Street Parade sei ein Erfolg gewesen, so der Sprecher der Street Parade

Um etwa 00.45 Uhr kam es an der St. Anna-Gasse im Kreis 1 zu einem Kampf zwischen mehreren Personen. Dabei erlitt ein 24-jähriger Schweizer lebensgefährliche Stichverletzungen. Der oder die Täter sind flüchtig. Auch der genaue Tatablauf und der Hintergrund der Auseinandersetzung sind noch nicht geklärt. Die Polizei bittet um Hinweise.

Eindrückliche Bilder aus Zürich. (Video: Tamedia/SDA)

Verhaftete im Alter von 15 bis 49 Jahren

Wie bereits am Nachmittag und frühen Abend kam es auch in der Nacht zu weiteren Entreissediebstählen und Raub, bei denen teilweise Reizstoff eingesetzt wurde.

Stadt- und Kantonspolizei verhafteten im Verlauf des Samstags und in der darauffolgenden Nacht rund 130 Personen aus 25 verschiedenen Nationen im Alter von 15 bis 49 Jahren.

Gründe für die Festnahmen waren Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, Raub, Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Hinderung einer Amtshandlung, Sexuelle Belästigung, in Umlaufsetzen von Falschgeld und Widerhandlung gegen das Ausländergesetz.

Insgesamt 19 Personen mussten nach übermässigem Alkohol- und oder Drogenkonsum und Fremd- oder Eigengefährdung in die Ausnüchterungszelle gebracht werden.

526 Personen behandelt

Auch die Schlussbilanz von Schutz & Rettung Zürich fällt positiv aus. Mit 526 behandelten Personen ist diese Zahl um fast 24 Prozent tiefer als im Vorjahr. Damals mussten sich die Sanitäter noch um 690 Menschen kümmern. Als besonders erfreulich wertet Schutz & Rettung in seiner Mitteilung, dass keine schweren und lebensbedrohlichen Verletzungen behandelt werden mussten.

Im Gegensatz zur Polizei hat Schutz & Rettung den in einer Messerstecherei schwer verletzten Mann nicht zu den Ereignissen rund um die Street Parade gezählt, wie ein Sprecher auf Anfrage von 20 Minuten erklärt. dasselbe gelte für die zwei Verletzten eines Streits beim Paradeplatz. Die betroffenen Personen seien nicht von den Street-Parade-Sanitätern behandelt worden, die Auseinandersetzungen hätten sich abseits der Umzugsroute zugetragen.

Weniger Schnittverletzungen

In seiner Mitteilung lobt Schutz & Rettung das neue Abfallkonzept und die Aufrufe zum Tragen von Schuhen. Das habe einen grossen Anteil an der verbesserten Bilanz gehabt. So ging die Zahl der behandelten Schnittverletzungen von 280 auf 145 «massiv» zurück.

Die Behandlungen wegen übermässigem Alkohol- und/oder Drogenkonsum sind hingegen leicht angestiegen: 273 Fälle gegenüber 255 im Vorjahr.

Pfefferspray und renitente Patienten

Auffällig waren auch die Augen-Behandlungen. Nachdem bereits am Nachmittag mehrere Einsätze von Pfefferspray zu verzeichnen waren, kam es am späteren Abend nochmals zu solchen Vorfällen, sodass die Behandlungszahlen auf insgesamt 30 anstiegen. Die Polizei hatte am Samstagabend berichtet, Diebe hätten ihre Opfer mit Reizstoffen ausser Gefecht gesetzt.

Am späteren Abend kam es laut Schutz & Rettung noch zu «einigen Vorfällen mit renitenten Patienten» an den Sanitätsposten. Die Polizei habe unterstützend eingreifen müssen.

900'000 Besucher

Auf der zwei Kilometer langen Strecke rund ums Seebecken drängten sich am Samstag die gut gelaunten Raver, viele von ihnen originell kostümiert. Ob als zuckersüsses Cupcake, pink Flamingo oder mit aufwändiger Ganzkörperbemalung – erlaubt ist, was gefällt. Jedenfalls kamen auch die Schaulustigen auf ihre Kosten. Einige genossen den Mega-Anlass auch in Booten vom Wasser aus.

25 Love Mobiles und acht stationäre Bühnen sorgten für den notwendigen Sound. Die Bässe brachten die Trommelfelle zum Schwingen und Hunderttausende wippten im Takt, tanzten oder genossen es einfach, dabei zu sein. Die Stimmung sei sensationell und «es geht ab wie selten», sagte Mediensprecher Stefan Epli.

Mit 900'000 Techno-Fans war die Party gleich gross wie im vergangenen Jahr. Neue Rekorde aufzustellen, hatten die Veranstalter nicht im Sinn, wie sie bereits im Vorfeld betonten. Ihr Ziel ist vielmehr, dass alle mit Freude dabei sind.

Diebe unterwegs

Am Samstagabend hatte die Polizei von einem weitgehend friedlichen Anlass berichtet. Die Ordnungshüter zeigten Präsenz und kontrollierten die Zufahrtswege, hielten sich sonst jedoch im Hintergrund. Ausserdem sorgte die Zürcher Stadtpolizei für die ersten Luftaufnahmen. Sie twitterte am Mittag Fotos von der Menschenmenge und schrieb: «So seht ihr von oben aus. Gruss aus dem Polizeihelikopter».

In der grossen Menschenmenge nutzten Diebe die Gelegenheit und entrissen ihren Opfern sichtbare Schmuckstücke. Dabei setzten die Täter teilweise Reizstoffe ein, wie die Stadtpolizei am Abend in einer ersten Bilanz mitteilte. Bis 21 Uhr wurden 92 Personen verhaftet, 42 davon wegen Diebstahl- oder Raubdelikten und 26 tatverdächtige Betäubungsmittelhändler.

Feiern bis zum Morgengrauen

Die grösste Techno-Parade der Welt begann um 13 Uhr mit einem Warm-up auf acht Bühnen entlang der Route. Um 14 Uhr rollte das erste Love Mobile im Seefeld los. Zum ersten Mal wurden fünf der fahrbaren Bühnen von internationalen Dance-Labels wie Elrow oder Hyte präsentiert.

Die Street Parade kostet keinen Eintritt und alle DJs treten ohne Gage auf. Zum ersten Mal wird von jedem verkauften Getränk ein Franken in die Umwelt investiert oder kommt lokalen Hilfsorganisationen zugute.

Nach Ende des Umzugs um 22 Uhr geht die Party an den acht Bühnen noch weiter bis Mitternacht. Anschliessend wird in zahlreichen Clubs und in anderen Locations weitergefeiert.

Die SBB verkehrt mit rund 100 Nacht- und Extrazügen. In der Stadt und im Kanton Zürich fahren S-Bahnen, Trams und Busse bis 4 Uhr im Takt. (rub/sda)

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