Streckmittel machen Kokain noch gefährlicher

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DrogentestsStreckmittel machen Kokain noch gefährlicher

Das Drogeninformationszentrum Zürich hat letztes Jahr fast 1400 Mal Partydrogen getestet. Vier von fünf Kokain-Proben enthielten ein problematisches, psychoaktives Streckmittel.

von
rom
In Zürich gibt es Drug-Checking seit vielen Jahren - und es ist breit akzeptiert. Hier das mobile Labor anlässlich einer Street-Parade.
Jeweils am Dienstag- und seit Anfang 2016 auch am Freitagabend bietet das Drogeninformationszentrum DIZ in Zürich kostenlos und anonym Drug-Checking an. An einer Magnettafel hängen Warnungen von Pillen mit zu hohen MDMA-Dosen.
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In Zürich gibt es Drug-Checking seit vielen Jahren - und es ist breit akzeptiert. Hier das mobile Labor anlässlich einer Street-Parade.

Keystone/Alessandro Della Bella

Es gibt nicht wenige Partygänger, die vor dem Einwerfen illegaler Substanzen wissen wollen, was sie da zu sich nehmen: 1587 Personen – 80 Prozent davon Männer – liessen sich diesbezüglich 2015 im Drogeninformationszentrum Zürich (DIZ) beraten und gaben 1357 Portionen von illegalen Drogen zum Testen ab.

46 Prozent dieser Proben betrafen Kokain, wie das DIZ in einer Mitteilung vom Montag schreibt. 19 Prozent entfielen auf Amphetamine (Speed), dann je 10 Prozent auf MDMA-Pillen oder -Pulver. Nur gerade sieben Mal wurde Methampetamin (Crystal Meth) getestet.

Medikament gegen Wurmbefall

Gerade beim Kokain, der laut Mitteilung «beliebtesten Zürcher Partydroge», zeigte sich aber letztes Jahr: Vier Fünftel aller Proben enthielten ein psychoaktives Streckmittel, meist Levamisol. Das in der Tiermedizin gegen Wurmbefall eingesetzte Medikament könne bei regelmässigem Konsum schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben.

Beim Speed stellten die Tester eine beachtliche Bandbreite des Reinheitsgrades fest: Er variierte von 0,4 bis 99,3 Prozent Amphetamin.

Bei den Ecstasy-Pillen waren, wie bereits in den Vorjahren, mehrere darunter, die enorm viel MDMA-Wirkstoff enthielten. 160 mg MDMA ist die Maximaldosierung für einen 106 Kilogramm schweren Mann, respektive 123 Kilogramm bei den Frauen. 2015 waren rund 10 Prozent der getesteten Tabletten extrem hoch dosiert, das Maximum betrug 274 mg. Letztere wäre selbst für eine 210 Kilogramm schwere Frau zu hoch dosiert gewesen.

Deutlich mehr LSD-Proben

«LSD-Filze» wurden 2015 erstmals ausgewertet, weil die Anzahl Proben im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist (plus 43 Prozent). Die Gesamtzahl ist mit sechzig Proben immer noch eher klein (4 Prozent der getesteten Substanzen). Über ein Drittel (36,7 Prozent) der Proben enthielten statt oder neben LSD andere psychoaktive Substanzen oder Verunreinigungen.

Praktisch kein Thema in Zürich ist nach wie vor die «Breaking Bad»-Droge Methamphetamin (Crystal/Crystal Meth). Sie wurde nur gerade sieben Mal zum Testen abgegeben.

Das DIZ-Drogentestangebot ist Teil der Schadensminderung, eine der vier Säulen der bewährten Schweizer Drogenpolitik. Ziel ist es, die gesundheitlichen Risiken für Menschen zu minimieren, die illegale Substanzen konsumieren und sie für die Risiken des Konsums zu sensibilisieren.

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